Ein Konzertfoto von Diary of Dreams, im Vordergrund ist Frontmann Adrian Hates zu sehen, der eine schwarze Sonnenbrille und das lange Haar offen trägt.

Musikvorstellung: Diary of Dreams – The Anatomy of Silence

Foto: Exoport, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Schon in der Ankündigung zu „The Anatomy Of Silence“, dem neuen Akustikalbum von Diary of Dreams hielten wir fest: Der Akustikpart ist zweifelsohne eines der absoluten Highlights eines Diary of Dreams-Konzerts. Wenn Adrian dann nur mit akustischer Gitarre oder begleitet vom Klavierspiel seine Texte vorträgt, dann entsteht dabei für gewöhnlich eine ganz besondere, beinahe magische Atmosphäre, der sich niemand der Anwesenden verschließen kann. Daher ist es nur konsequent und folgerichtig, dass Diary of Dreams in Kürze mit einer entsprechenden Akustiktour durch die Lande pilgern werden. Vorher jedoch erscheint das zugehörige neue Album gleichen Namens, das wir uns zur Einstimmung schon einmal angehört haben.

Man könnte denken, ein Akustikalbum zu produzieren ist eine prima Möglichkeit, schnell mal ein paar Taler extra zu verdienen. Einfach alles, was irgendwie elektronisch, synthetisch bzw. am Rechner entstanden ist, aus den Songs entfernen, neue Umverpackung drum und fertig ist der Lack. Wird bestimmt hier und da auch so gehandhabt, nicht jedoch so bei Diary of Dreams. Adrian Hates, Gaun:A haben sich stattdessen ein paar der schönsten Stücke geschnappt, zumal welche, die man mitunter schon von den Akustikteilen diverser Konzerte in anderem Gewand kennt, und haben sie von Grund auf neu erschaffen. Sämtliche Elektronik, für gewöhnlich fester Bestandteil in der Musik von Diary of Dreams, musste hier weichen und somit Platz schaffen für Klavier, Akustikgitarre, Akustikbass, Cello, Kontrabass, Schlagzeug und natürlich Adrians Stimme.

Altvertraut und doch ganz neu

Damit einhergehend versteht es sich vermutlich von selbst, dass die Songs im Vergleich zu den Originalversionen deutlich an Tempo verloren, dafür aber an Atmosphäre und Dramatik gewonnen haben. Wenn sich beispielsweise beim ersten Track, „AmoK“, Adrian und Torben Wendt (Diorama) im Duett begegnen, untermalt nur von Torbens genialem Klavierspiel, dann stellt sich eine nicht wegzuleugnende Ergriffenheit ein – und Diary of Dreams haben mit ihrem mutigen Konzeptalbum schon gleich zu Anfang gewonnen. Mit Stücken wie „O’Brother Sleep“, „Giftraum“, „Immerdar“, „She and her Darkness“ und natürlich dem absoluten Klassiker „Traumtänzer“ macht die Band hier über 10 Songs verteilt einen eleganten Schlenker durch die eigene Geschichte.

Sicherlich hätten noch ein paar Songs mehr auf den Silberling gepasst. Allerdings bestünde dann die Gefahr, dass die akustischen Songs zu einer Art Massenware würden, der man nicht mehr mit der nötigen Aufmerksamkeit folgen kann. So ist es aber eine Dreiviertelstunde intensivster Träumerei, bei der man Song um Song andächtig innehalten und sich darüber freuen kann, wie anders und doch vertraut hier alles wirkt. Und wie sehr die Band darauf geachtet hat, den Titeln mit ihrer spärlichen Instrumentierung viel Raum zum Atmen zu lassen. Jeder Tastenanschlag auf dem Klavier, jede gezupfte Gitarrenseite, jeder Ton Adrians wirkt so noch intimer und intensiver. Dadurch erscheint ein „Butterfly: Dance!“ oder ein „Immerdar“ sehr viel schwermütiger, melancholischer und düsterer, als sie es normalerweise tun. „The Anatomy Of Silence“ ist herz- und gemütwärmender Begleiter durch die dunkle und kalte Jahreszeit geworden. Aufgrund seiner speziellen Natur wird es sicherlich nicht alle Hörer*innen erreichen. Wer sich jedoch darauf einlassen kann und will, erlebt hier eines der besten Diary of Dreams-Alben seit Jahren! Altvertraut – und doch ganz neu.

„The Anatomy Of Silence“ macht Diary of Dreams zu hören zu einem ganz besonderen Erlebnis – mehr noch, als es jeder Remix, jede bisher veröffentlichte alternative Version jemals zu schaffen vermochte. Dadurch, dass man hier nicht nur die elektronische Komponenten weggelassen hat, sondern die Songs allesamt neu arrangiert, ja komponiert und neu aufgenommen hat, trifft der Spruch „altbekanntes neu entdecken“ hier noch mehr zu als beim schon grandiosen „Dream Collector II“. Man darf davon ausgehen, dass die Akustiktour von Diary of Dreams ein einzigartiges Erlebnis für alle Anwesenden wird. So intim, so dicht dran an den Gedanken und Gefühlen, die zur Entstehung der Songs führten, werden wir als Hörende wohl nie wieder herankommen. „The Anatomy Of Silence“ ist nicht nur ein ganz und gar einzigartiges Diary of Dreams-Album, werte Lesende, sondern nebenbei auch noch eines der besten Akustikalben auf diesem Planeten! Sind entsprechende Rahmenbedinungen gegeben – Dunkelheit, kaltes, ungemütliches Wetter, Kerzenschein und vielleicht ein Glas Wein – kann und wird dies eine sehr intensive Reise durch das Tagebuch der Träume werden, versprochen!

Cover des Albums The Anatomy Of Silence von Diary of Dreams.
Erscheinungsdatum
19. Oktober 2012
Band / Künstler*in
Diary of Dreams
Album
The Anatomy of Silence
Label
Accession Records
Unsere Wertung
4.5
Fazit
„The Anatomy Of Silence“ macht Diary of Dreams zu hören zu einem ganz besonderen Erlebnis – mehr noch, als es jeder Remix, jede bisher veröffentlichte alternative Version jemals zu schaffen vermochte. Dadurch, dass man hier nicht nur die elektronische Komponenten weggelassen hat, sondern die Songs allesamt neu arrangiert, ja komponiert und neu aufgenommen hat, trifft der Spruch „altbekanntes neu entdecken“ hier noch mehr zu als beim schon grandiosen „Dream Collector II“. Man darf davon ausgehen, dass die Akustiktour von Diary of Dreams ein einzigartiges Erlebnis für alle Anwesenden wird. So intim, so dicht dran an den Gedanken und Gefühlen, die zur Entstehung der Songs führten, werden wir als Hörende wohl nie wieder herankommen.
Pro
Nicht einfach nur die Elektronik wurde weg gelassen, sondern jeder Song neu arrangiert und mit neuem Gesang versehen
Sensationelles Duett mit Torben von Diorama
Altbekannte Songs von Diary of Dreams so gelungen neu verpackt, dass sie ein völlig neues Kennenlernen ermöglichen
Kontra
4.5
Wertung
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