Eine Grafik, die künstliche Intelligenz illustrieren soll. Die Zeichnung eines menschlichen Gehirns liegt über Mustern, die an elektronische Schaltkreise und Leiterbahnen erinnern.

ChatGPT, oder: Nachdenken über die Zukunft (nicht nur über die eines Bloggers)

Foto: Gerd Altmann auf Pixabay

Ein Thema, über das ich hier und heute mal nachdenken möchte, ist eines, das vorwiegend in der Tech-Welt gerade hohe Wellen schlägt, ansonsten aber insgesamt eher wenig Beachtung findet. Zu wenig, möchte ich sagen. Im Schatten des Krieges in der Ukraine und allen damit verbundenen Folgen, der Klimakrise, Lützerath, Inflation und was weiß ich nicht noch alles, findet gerade im Bereich Künstliche Intelligenz ein Umbruch statt, dem ich unterstelle, die Welt, mindestens aber die Arbeitswelt, in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf eine Weise zu verändern, wie es heute noch wenige wirklich abschätzen können. Und wer sich dem Thema kritisch oder wenigstens skeptisch nähert, wird schnell als rückständig angesehen, als jemand, der sich dem Fortschritt verweigert.

Wer mich kennt, weiß, dass dem nicht so ist. Technischen Neuerungen und Gadgets aller Art stehe ich sehr offen und aufgeschlossen gegenüber. Und ich denke auch, dass uns (vermeintlich) smarte Assistenten wie Siri oder Alexa in mancherlei Hinsicht das Leben etwas vereinfachen können. Dass ich Siri im Auto regelmäßig anschnauze, weil sie wieder mal nicht verstanden hat, welches Lied ich hören möchte und mir stattdessen irgendwelchen Firlefanz abspielt, von dem ich im Leben noch nicht gehört habe, klammere ich dabei mal galant aus.

Das Ding aber, das unter dem Namen ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) im November 2022 von der US-Firma OpenAI als Chatbot, dem man auf natürliche Weise Fragen stellen kann, auf die Menschheit losgelassen wurde, ist eine ganz andere Hausnummer. Eine von der Sorte, welche mich die langfristige Sinnhaftigkeit, hier über Musik und andere Themen zu bloggen, ernsthaft infrage stellen lässt. Und nicht nur das, ich denke gerade darüber nach, dass sich Regierungen in außerordentlich kurzer Zeit Gedanken machen müssen, die in Richtungen bedingungslosem Grundeinkommen gehen. Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen, wenn gleich das natürlich Tapete spart, aber ChatGPT lernt gerade durch den Umstand, dass es alle mal ausprobieren, sehr wahrscheinlich mit rasender Geschwindigkeit hinzu.

Was ist so besonders an ChatGPT?

Für den Fall, dass Ihr zu denen gehört, die keine Vorstellung davon haben, was ChatGPT ist und was es so besonders macht, anbei ein kleines Beispiel. Dem Kernthema des Blogs folgend, habe ich ChatGPT folgende Anweisung gegeben:

Write an extensive review of the album “Happier Than Ever” by Billie Eilish.
(Schreibe eine ausführliche Rezension zu dem Album “Happier Than Ever” von Billie Eilish.)

Etwas, das im Prinzip mein Job hier ist. Was ChatGPT daraus gemacht hat? Das hier:

“Happier Than Ever,” the sophomore album by Billie Eilish, is a masterful display of the young artist’s growth and maturity. The album, which was released in July 2021, showcases Eilish’s ability to craft deeply personal and introspective lyrics, set to a diverse range of musical styles.

The album opens with the lead single “Your Power,” a powerful ballad that addresses the theme of abuse and manipulation in relationships. Eilish’s emotive vocals and raw lyrics are particularly striking in this track, as she sings about the ways in which those in positions of power can exploit and hurt others.

Other standout tracks on the album include “Lost Cause,” a brooding, atmospheric track that explores feelings of isolation and disconnection, and “Therefore I Am,” a catchy, uptempo pop song that showcases Eilish’s playful side.

One of the most striking aspects of “Happier Than Ever” is the diversity of sounds and styles that Eilish experiments with. From the ethereal electronic production of “Billie Bossa Nova” to the stripped-down acoustic guitar of “Moody Garden,” the album is a showcase of Eilish’s versatility as an artist.

The album also continues Eilish’s tradition of tackling difficult and heavy subject matters, such as mental health and self-worth, while also including more light hearted songs like “my future” and “all the good girls go to hell”.

Overall, “Happier Than Ever” is a powerful and deeply personal album that showcases Billie Eilish’s growth as an artist. It is a must-listen for fans of Eilish and for anyone looking for thoughtful, introspective pop music.

Und hier die Übersetzungen durch DeepL:

“Happier Than Ever”, das zweite Album von Billie Eilish, ist ein meisterhaftes Beispiel für das Wachstum und die Reife der jungen Künstlerin. Das Album, das im Juli 2021 veröffentlicht wurde, zeigt Eilishs Fähigkeit, sehr persönliche und introspektive Texte zu verfassen, die von einer Vielzahl von Musikstilen begleitet werden.

Das Album beginnt mit der Leadsingle Your Power”, einer kraftvollen Ballade, die Missbrauch und Manipulation in Beziehungen thematisiert. Eilishs gefühlvoller Gesang und ihr rauer Text sind in diesem Stück besonders auffällig, da sie darüber singt, wie Menschen in Machtpositionen andere ausnutzen und verletzen können.

Weitere herausragende Tracks auf dem Album sind Lost Cause”, ein grüblerischer, atmosphärischer Track, der Gefühle von Isolation und Unverbundenheit erforscht, und Therefore I Am”, ein eingängiger, schneller Popsong, der Eilishs verspielte Seite zeigt.

Einer der auffälligsten Aspekte von “Happier Than Ever” ist die Vielfalt der Sounds und Stile, mit denen Eilish experimentiert. Von der ätherischen elektronischen Produktion von “Billie Bossa Nova” bis hin zu der schlichten Akustikgitarre von “Moody Garden” ist das Album ein Schaufenster für Eilishs Vielseitigkeit als Künstlerin.

Das Album setzt auch Eilishs Tradition fort, schwierige und schwere Themen wie psychische Gesundheit und Selbstwertgefühl zu behandeln, enthält aber auch leichtere Songs wie “My Future” und “All The Good Girls Go To Hell”.

Insgesamt ist “Happier Than Ever” ein kraftvolles und sehr persönliches Album, das Billie Eilishs Entwicklung als Künstlerin zeigt. Es ist ein Muss für Fans von Eilish und für jeden, der nachdenkliche, introspektive Popmusik hören möchte.

Puh! Ich habe nicht eine Zeile geändert, in irgendeiner Form stilistisch angepasst oder Ähnliches. So richtig nötig wäre das auch nicht mehr. Theoretisch kann man das schon so übernehmen und veröffentlichen. Noch ein paar sprachliche Feinheiten, ein paar mehr Ausschmückungen, welche die KI hinter ChatGPT mit Sicherheit noch lernen wird, und that’s it. Es fällt nicht schwer, sich auszumalen, wie in sehr naher Zukunft das Netz geflutet wird mit Artikeln, die von ChatGPT erstellt worden sind. Was das auf ganze Branchen, die vom Erstellen von Texten leben – Angefangen bei Bloggern über den Journalismus bis hin zu Menschen, die mit Content Marketing ihr Geld verdienen – lasse ich offen. Das muss aber ebenfalls von relevanten Stellen weitergedacht werden. Auch, was das der Einsatz solcher Tools für die Schulbildung bedeutet. Aufsätze als Hausarbeit schreiben dürfte künftig wohl ausfallen.

Aber es ist nicht nur das Erstellen von Texten. Ich arbeite in einer Web-Agentur. Meine Kolleg*Innen sehen in ChatGPT ein Werkzeug, das ihnen viel Arbeit abnehmen kann. Der eigentliche, für die Entwicklung von Webseiten oder Software erforderliche Denksport sei aber immer noch die Aufgabe echter Menschen. Ich würde ihren Optimismus gerne teilen. Auch die in Entwickler*innenkreisen weitverbreitete Ansicht, ChatGPT wäre eher ein Ersatz für Stack Overflow (eine Webseite, auf der Entwickler*innen ihr Wissen weitergeben, wenn jemand eine Frage hat), würde ich gerne teilen. Aber auch wenn die Programmierfähigkeiten von ChatGPT sehr überschaubar sind, derzeit – die Richtung ist deutlich. Nicht zuletzt, weil ähnliche Tools wie TabNine oder der GitHub Co-Pilot in eine ähnliche Richtung gehen und sich auch permanent weiterentwickeln.

ChatGPT kann bereits schon jetzt rudimentäre Programmieraufgaben erledigen

Ich habe ChatGPT eine Frage gestellt: How to create a To-Do-List app with React? Ich wollte also wissen, wie man eine App für eine einfache Aufgabenverwaltung mit React, einem auf JavaScript basierenden Framework, erstellt. Auf dem nachfolgenden Screenshot seht Ihr die Antwort:

Screenshot aus einem Dialog mit ChatGTP.
Foto: Roman Empire / Avalost / ChatGPT

Die von der KI genannten Vorschläge habe ich in den Dialog (schließlich ist es ja „nur“ ein Chatbot) einfließen lassen. Es waren Befehle wie: „Modify the given code with a function to mark a task as completed“ oder „Save the tasks to the local storage of the browser and remove them from there, if a task is deleted from the list“. Die KI sollte den erstellten Code modifizieren und um eine Funktion, Aufgaben als erledigt markieren zu können oder die Liste im Speicher des Browsers zu speichern, erweitern. Hat sie getan. Auf nachfolgendem Screenshot seht ihr das vorläufige Endergebnis.

Foto: Roman Empire / Avalost

Bei oberflächlicher Betrachtung nichts Besonderes. Aber ich denke, der Punkt ist klar: Es hat mich nur ein paar sehr kurze Befehle in einem Texteingabefeld gekostet. Sonst nichts. Keine jahrelange Erfahrung, kein Lernen, kein gar nichts. Aktuell können Entwickler*innen aus Fleisch und Blut natürlich noch mehr – eben weil sie jahrelang gelernt haben, in unzähligen Projekten Erfahrungen gesammelt und so weiter. Aber lasst uns in, na, sagen wir mal fünf Jahren noch einmal prüfen, wie weit sich Tools wie ChatGPT (oder die aufs Coden spezialisierten KI-Helferlein wie TabNine oder GitHub Co-Pilot) bis dahin entwickelt haben. Ich denke, ich lehne mich nicht allzu weit aus dem Fenster, dass die Programme, die diese künstlichen Intelligenzen dann schreiben, weit über rudimäntere To-do-Listen hinausgehen werden.

Und das ist der Punkt, der mich diese Entwicklung mit einer seltsamen Mischung aus Faszination, Skepsis und auch großer Sorge beobachten lässt. Natürlich macht es Spaß, mit ChatGPT herumzuspielen. Dem Ding Fragen zu stellen, Befehle zu geben und in Echtzeit auf dem Bildschirm zu beobachten, was da passiert. Und doch sehe ich darin auch eine große Gefahr. Viele Jobs werden vermutlich eher früher als später durch Entwicklungen wie diese obsolet werden. Und auch in produzierenden, handwerklichen Gewerben wird immer mehr durch Roboter und KI übernommen. Das heißt, immer mehr Menschen werden irgendwann einfach in der Arbeitswelt nicht mehr benötigt werden. Da wir aber nach wie vor gesellschaftlich den Kapitalismus am Leben erhalten, Geld also fließen muss, müssen neue, müssen andere Wege gefunden werden. Schon wieder kommt mir ein bedingungsloses Grundeinkommen in den Sinn.

Quo vadis?

Der Geist bezüglich KI ist lange aus der Flasche und lässt sich nicht mehr aufhalten. Es sind Dinge, die großes Potenzial bergen, aber eben auch großes Potenzial zu wenig erfreulichen Dingen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich hoffe, dass Menschen, die von der Materie mehr verstehen als ich, ebenfalls laut über diese ganze Entwicklung nachdenken – und diese Gedanken auch die EntscheidungsträgerInnen in Wirtschaft und Politik erreichen, ehe das nächste große, gesamtgesellschaftliche Ungemach über uns hereingebrochen ist.

Was mein Tun und mich auf diesem Blog angeht: Ich habe die Entscheidung getroffen, nicht auf den Einsatz von KI zurückzugreifen. Auch, wenn das theoretisch einen Geschwindigkeitsgewinn bedeuten würde. Seit dem Relaunch von Avalost Anfang November 2022 sind über tausend Themenvorschläge reingekommen, mit der Bitte um Bearbeitung. Wie viel ich so schaffe, neben meinem sogenannten Real Life, seht Ihr ja. Alles, was Ihr hier lest, ist ausschließlich meinem Geist (bzw. dem der Mitschreibenden) entsprungen. Ein wenig fühlt sich das aber schon jetzt an, wie gegen Windmühlen zu kämpfen. Die Zeit wird zeigen, wie lange sich das durchhalten lässt. Mich würde interessieren, wie Ihr das seht. Gefahr oder Chance? Sehe ich das alles zu schwarz, oder sollten wir möglichst bald darüber nachdenken, wie die Welt mit dem neuen Player, der gerade die Bühne betritt, umgehen möchte?

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