Kylie Minogue in einem roten Hosenanzug vor einer roten Wand.

Musikvorstellung: Kylie Minogue – Disco

Foto: Darenote

Manchmal hat man es als über Musik bloggender Autor ja auch mal einfach und es braucht nichts großartig über die Band bzw. Künstler*in erzählt zu werden, einfach weil sie schlicht und ergreifend jede*r kennt. So wie im Falle von Kylie Minogue beispielsweise, die seit den 1980ern mal mehr, mal weniger präsent in der Musiklandschaft gewesen ist und über deren Lebensweg, musikalisch wie privat, ausdauernd und ausufernd über alle Kanäle berichtet wurde. Mehr als 80 Millionen Tonträger hat die Australierin in ihrer Karriere verkauft – und mit dem neuen Album „Disco“ sollen es nun also noch ein paar mehr werden. Theoretisch könnte dieser Artikel bereits an dieser Stelle schon mit folgenden Worten abgeschlossen werden: Der Name ist Programm!

Selbst der das Album begleitende Pressetext ist reichlich knapp ausgefallen und konzentriert sich im Wesentlichen darauf, Kylies durchaus beachtliche Erfolge in den Vordergrund zu rücken. Kann man machen, schließlich hat die Dame viel erreicht in ihrem Leben. Ihr allergrößter Erfolg dürfte aber die erfolgreiche Behandlung des im Mai 2005 diagnostizierten Brustkrebs sein. Aber ein paar Worte sollen zu dem neuen Langspieler dann doch verloren werden. Zum Beispiel, dass es Kylies Erzählen nach zu einem nicht unwesentlichen Teil quasi im Home-Office entstanden ist. Da das aber auch für andere Alben gilt in Zeiten von Corona, ist das eher eine Randnotiz.

Kylies neues Album erscheint gerade mal zwei Jahre nach der letzten Veröffentlichung „Golden“. Die bereits vorab ausgekoppelte Single „Magic“ macht die Marschrichtung des Albums ziemlich deutlich klar: einigermaßen funkiger Disco-Pop-Sound, der sich oft an eben diesem Klang aus den 1970er Jahren orientiert. Und das quasi in Breitbild auf die Länge eines ganzen Albums gezogen und in die Moderne transportiert. „Magic“ als erste Single zu nehmen und damit das Album einzuleiten, ist eine gute Idee gewesen. Einerseits macht die Nummer schlicht und ergreifend Laune, und zwar gute, andererseits geht sie bestens ins Ohr und in die Beine. Und bleibt dort. Ich bin sicher: wenn wir gerade irgendwo tanzen gehen könnten – so manche*r DJ hätte „Magic“ im Plattenkoffer. Damit bilden Single als auch Album einen höchst willkommenen Kontrast zur gegenwärtigen Lage, die dank Corona und Klima irgendwie immer trostloser zu werden scheint.

Radio-Pop, entstanden im Home-Office

Was für „Magic“ gilt, lässt sich generell auf „Disco“ anwenden: leichtfüßige, eingängige Pop-Musik, die gar nicht mehr sein möchte. Über die man nicht nachdenken muss. Die Mutti beim Stricken dank Radiosendern, die nur das Beste von heute spielen, genauso gut mitsummen kann wie Papi beim Rasenmähen. Und alle(s) dazwischen, bei allen Aktivitäten. Hier von Muzak zu sprechen, fände ich dann aber doch ein bisschen hart – auch wenn sich mancher Titel durchaus auch für Beschallung von Baumärkten eignen würde, um Kund*innen das Einkaufserlebnis zu versüßen.

„Supernova“ erinnert mich ein bisschen an die Disco-Kylie um die Jahrtausendwende herum, „Say Something“ hat fast schon was von Space-Funk (Wah-Wah-Pedal inklusive!) und stellt eine durchaus wichtige Frage: Love is love it never ends, can we all be as one again? Nächste Single-Auskopplung, ick hör dir schon trapsen. Während „Where Does The DJ Go?“ die ebenfalls berechtigte Frage aufwirft, wohin eigentlich so ein DJ verschwindet, wenn die Party vorbei ist. Und „Last Dance“ liefert den Mary-Poppins-Moment des Albums. Inhaltlichen Anspruch darf man bei „Disco“ nicht erwarten, macht vermutlich aber auch niemand. Was man aber erwarten darf: hochwertig produzierte Pop-Songs mit enorm hohem Gefälligkeitsfaktor. Und in diesem Punkt liefert Kylie einmal mehr.

Kylie Minogue in einem goldenen Disco-Outfit.
Foto: Darenote / BMG Rights Management

Kylie Minogue wird gerne mal mit Madonna verglichen, nicht zuletzt der verkauften Tonträger wegen. Während aber die Queen of Pop mit jeder neuen Veröffentlichung krampfhaft versucht, sich an den jeweiligen Zeitgeist zu klammern und sich eine Relevanz geben möchte, die einfach seit der Jahrtausendwende nicht mehr da ist, macht Kylie im Prinzip gefühlt schon immer das Gleiche. Das gelingt ihr mal mehr, mal weniger gut. Mit „Disco“ ist es ihr wieder gut gelungen. Nicht immer muss alles mit Inhalten überstrapaziert werden, nicht immer alles bedeutungsschwanger. Manchmal reicht es auch, wenn eine Platte, so wie in diesem Fall, einfach Spaß macht.

Jetzt ist dieser Text doch wieder länger geworden als gedacht – und das, obwohl im ersten Absatz eigentlich schon alles zu dieser neuen Veröffentlichung aus dem Hause Kylie Minogue gesagt ist. Die Dame wird auch von „Disco“ wieder genügend Einheiten absetzen, sodass nicht zu befürchten ist, sie müsse demnächst am Hungertuch nagen. Weiterhin werden sich ein bis alle Songs dieses Albums in Playlisten, im Radio und auch in Supermärkten wiederfinden. Als ohrschmeichelnder Stimmungsaufheller oder als musikalische Abwechslung zum betrüblichen Alltag taugt „Disco“ allemal. Wenn sie das aktuelle Tempo beibehält, gibt es in zwei Jahren schon das nächste Kylie-Album. Bis dahin hat man das hier vermutlich wieder weitgehend vergessen.

Cover des Albums Disco von Kylie Minogue.
Erscheinungsdatum
6. November 2020
Band / Künstler*in
Kylie Minogue
Album
Disco
Label
Darenote (BMG Rights Management)
Unsere Wertung
3.5
Fazit
Kylie Minogue wird gerne mal mit Madonna verglichen, nicht zuletzt der verkauften Tonträger wegen. Während aber die Queen of Pop mit jeder neuen Veröffentlichung krampfhaft versucht, sich an den jeweiligen Zeitgeist zu klammern und sich eine Relevanz geben möchte, die einfach seit der Jahrtausendwende nicht mehr da ist, macht Kylie im Prinzip gefühlt schon immer das Gleiche. Das gelingt ihr mal mehr, mal weniger gut. Mit „Disco“ ist es ihr wieder gut gelungen. Nicht immer muss alles mit Inhalten überstrapaziert werden, nicht immer alles bedeutungsschwanger. Manchmal reicht es auch, wenn eine Platte, so wie in diesem Fall, einfach Spaß macht.
Pro
Radiotaugliche Pop-Musik ohne jeglichen Tiefgang, dafür aber mit einigem Unterhaltungswert
Kontra
3.5
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