Ein Porträt von Emma Hewitt.

Musikvorstellung: Emma Hewitt – Burn The Sky Down

Quelle: Emma Hewitt / Facebook

Fühlst Du Dich manchmal allein? Hast Du manchmal das Gefühl, dass Dein Leben ohne Dich passiert? Denkst Du manchmal darüber nach, was hätte sein können, wenn Du Dich manches Mal anders entschieden hättest? Kannst Du manchmal allem widerstehen, nur der Versuchung nicht? Sehnst Du Dich nach einem Vielbesserland? Magst Du elektronische Musik? Weiblichen Gesang? Wenn Du eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantworten kannst, bist Du hier richtig. Ich bin kürzlich über elektronische Schokolade für die Seele gestolpert und möchte sie mit Dir teilen. Emma Hewitts „Burn The Sky Down“ ist die reinste Edelschokolade, glaubt mir das.

Bevor es um das Album selbst geht, sollten an dieser Stelle zunächst einmal ein paar Worte der Künstlerin selbst gewidmet werden. Es mag sich bei „Burn The Sky Down“ um das Debütalbum von Emma Hewitt handeln, ein Neuling im Musikgeschäft war die Dame zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im August 2012 (auf CD, digital bereits im Mai 2012) dennoch nicht. Das erste Mal in Erscheinung trat sie nämlich bereits im Jahre 2007, als die in Australien geborene und inzwischen in Amsterdam lebende Sängerin zusammen mit Chris Lake den Song „Carry Me Away“ veröffentlichte. Mit diversen Platzierungen in europäischen Single-Charts und einem 50 Wochen andauerndem Aufenthalt in den Billboard Hot-Dance-Airplay-Charts kann man hierbei wohl von mehr als nur einem Achtungserfolg sprechen. Ein Jahr danach veröffentlichte Emma via Sony das Album „Missing Hours“. Das Debütalbum einer gleichnamigen Alternative Rockband, die sie mit ihrem Bruder Anthony gründete. Mehr kam von Missing Hours aber nicht, da sich nicht nur Emma wieder der elektronischen Seite der Musik zugewandt hat, sondern ihr Bruder ebenfalls. Ob da noch mal etwas kommt, ist ungewiss, hier und heute aber auch nicht das Thema.

In den Jahren zwischen Missing Hours und ihrem Soloalbum war Emma immer wieder als Vokalistin für diverse Trance-Projekte tätig. In ihrer musikalischen Biografie finden sich Kollaborationen mit Dash Berlin, Cosmic Gate oder Allure. Es überrascht also nicht, dass sich „Burn The Sky Down“ auch in diesem Umfeld einrichtet. Emmas Herz schlägt halt für Elektro. Das macht sie doch per se schon zu einer tollen Künstlerin.

Eigenheiten der Trance-Mucke sind ja üppigste Klangteppiche, in die träumerische, oft pianogeschwängerte Melodien eingewoben worden sind. Dazu gerne weiblicher (mitunter verfremdeter) Gesang und inhaltlich nicht übermäßig fordernde Texte. Darunter tanzbare elektronische Beats, fette Bässe und fertig sind Songs, die oft nach Urlaub, Fernweh, Feiern, Tanzen, Sonnenuntergängen am Strand und ganz dezent nach Melancholie klingen. Ähnlich verhält es sich auch mit „Burn The Sky Down“, das in der CD-Version in im Prinzip in zwei Varianten daherkommt. Die Standardversion, das Album als solches, verzichtet weitgehend auf die Tanzbarkeit und präsentiert sich als ziemlich ruhiges, zur Träumerei verführendes Pop-Album. Dadurch entwickeln die Songs eine ganz besondere Sogwirkung, weil die Texte sich so deutlich besser entfalten können und das Gedankenrasen in Gang setzen. Empfängliche Menschen freuen sich über lyrische Ergüsse wie „I lie awake and I count the hours passing by / Too many questions that won’t be answered here tonight / And they rise in waves before you and the force opens your eyes / Another reason I won’t be around to say goodnight“.

Die andere Seite der Medaille sind die Remixe, die auf dem anderen Silberling zu finden sind. Hier haben sich Künstler wie Armin van Buuren oder Cosmic Gate an die Songs gemacht und sie zu der Sorte Trance verfeinert, wie man es landläufig erwartet. Auch höchst reizvoll, da die Songs das erwähnte Gedankenrasen so in eine andere Richtung lenken. In beiden Fällen schwebt über allem jedoch die wahnsinnig schöne Stimme Emmas. Dass sie keine Bearbeitung mit irgendwelcher Tools nötig hat, zeigt die Deluxe-Version des Albums, das man für schmales Geld bei iTunes bekommen kann. Dort werden nämlich ein paar Akustikvideos mitgeliefert, bei der Emma, nur von einer Gitarre begleitet, einmal mehr unter Beweis stellt, dass sie über eine bemerkenswerte Singstimme verfügt.

Remixe und Coversongs inklusive

Auch Coverversionen finden sich auf dem Album. Davon kann man halten, was man möchte und sicher auch ganz vortrefflich streiten. Aber Emmas Version von Placebos „This Picture“ macht den Song zu einem intensiveren Erlebnis, als es das Original je könnte. Zudem: Coverversionen scheinen Tradition zu haben. Auch bei Missing Hours gab es das. Seinerzeit war es „Send Me An Angel“ aus dem Hause Real Life. Konsequenterweise covert sich die Dame auch selbst bzw. betreibt hier Textrecycling. „Crucify“ gab es bereits zu Missing Hours-Zeiten. War damals als Rockversion schon cool und ist es auch heute in neuem elektronischen Kleid noch immer.

Je nach Geschmack und/oder Tagesform ist wohl mal die eine, mal die andere Version dieses Albums das Mittel der Wahl, um seine Ohren zu verwöhnen. Festzuhalten bleibt: Wer sich für elektronische Musik begeistern kann, stellt sich bitte dieses Album ins Regal. Und ja, bitte auch wirklich die CD, da Ihr nur hier die vollen Versionen der Trance Tracks bekommt und keine Edits. Ein absoluter Toptreffer, nicht mehr, nicht weniger. Und wenn Ihr damit durch seid, gebt Euch die Akustiksongs. Die nämlich heben das alles noch einmal auf eine ganz neue Stufe. Das aber ist ein anderes Thema.

In Anlehnung an einen Werbespruch eines Herstellers von Schokoladendragees: Emma Hewitts Album schmilzt im Ohr, nicht in der Hand. Sieht man von den Trance-Remixen ab, ließen sich die Songs hier auch ganz wunderbar als „Heavenly Voices“-Album in einer anderen Szene vermarkten. Melodien, Inhalte und Momente, die kurz die Welt anhalten und den Weg in eine andere öffnen. Schalte Deinen Kopf aus, öffne Dein Herz und lass Emmas Musik rein. Während der Spieldauer von „Burn The Sky Down“ ist alles gut. Bei Bedarf auch gerne mehrmals naschen. Und wer weiß, vielleicht findest Du eine Antwort? Oder die anfänglichen Fragen bzw. deren Hintergründe werden erträglicher? Lasst es auf Dich wirken und schau mal, was passiert.

Cover des Albums Burn The Sky Down von Emma Hewitt.
Erscheinungsdatum
18. Mai 2012
Band / Künstler*in
Emma Hewitt
Album
Burn The Sky Down
Label
Armada Music
Unsere Wertung
4.5
Fazit
In Anlehnung an einen Werbespruch eines Herstellers von Schokoladendragees: Emma Hewitts Album schmilzt im Ohr, nicht in der Hand. Sieht man von den Trance-Remixen ab, ließen sich die Songs hier auch ganz wunderbar als „Heavenly Voices“-Album in einer anderen Szene vermarkten. Melodien, Inhalte und Momente, die kurz die Welt anhalten und den Weg in eine andere öffnen. Schalte Deinen Kopf aus, öffne Dein Herz und lass Emmas Musik rein.
Pro
Emmas Stimme ist so vielseitig wie wunderschön
Ein paar ganz wunderbare Melodien sind hier versammelt, die Hörende mit auf eine Gedankenreise nehmen
Satter Umfang durch die mitgelieferten und sehr gelungenen Remixe
Kontra
Dass der Inhalt über Coversongs auch aus dem eigenen Repertoire aufgefüllt wird, darüber kann man vielleicht streiten
4.5
Wertung
Vorheriger Artikel

THYX: Neues Album „Below The City“ erscheint am 14. Mai 2013

Nächster Artikel

Ghost & Writer: Neue Single „Never Take Fire“ als kostenloser Download erhältlich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lies als nächstes