Musikvorstellung: Dracul – Auf Grund

Foto: Von S. Bollmann – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48302234

In unregelmäßigen Abständen braucht Mozart (gemeint ist der Frontmann von Umbra et Imago, nicht der Wiener Komponist, dessen Konterfei diese leckeren Schokoladenkugeln ziert) offensichtlich Abwechslung vom Alltag bei Umbra et Imago. Dann und wann erscheint unter dem Namen Draccul ein Album, bei dem sich Mozart gänzlich irgendwelcher Spielereien widmet, die im Kontext von Umbra et Imago nicht oder nur eingeschränkt möglich wären. Letzten Freitag erblickte mit „Auf Grund“ das neue Dracul-Album das Licht der Plattenläden. Das erste seit immerhin gut sieben Jahren. Ein Grund zur Freude? Hm.

Ende Mai war es, als ich Euch von der Crowdfunding-Kampagne von Mozart und Gefolge berichtete, die die Finanzierung des neuen Dracul-Albums zur Folge hatte. Da wir uns hier und heute über darüber unterhalten können, war die Kampagne offensichtlich von Erfolg gekrönt. Und tatsächlich: 127 % des ursprünglichen Ziels wurden insgesamt erreicht, die benötigten 100 % für die digitale Veröffentlichung hatte die Band irgendwann im Juli beisammen.

Wenn es beim neuen Album „Auf Grund“, abseits von gewohnter Provokation, einen inhaltlichen oder musikalischen roten Faden gibt, so hat er sich zumindest mir nicht erschlossen. Zuletzt hatte ich Dracul auch deutlich elektronischer in Erinnerung, als es hier der Fall ist. Eingeleitet wird das Album von einem Intro mit dem Namen „Sonar Terror“ und bei den markanten Pings des Echolotes macht sich kurz die unweigerliche Erwartung breit, in den „Das Boot“-Soundtrack von Klaus Doldinger abzu-… äh.. tauchen. Passiert aber nicht. Es folgen mit „Auf Grund“ und „Heil-Kräuter“ ein paar gitarrenlastiger Bretter, bei denen einem die fetten Riffs wie Maschinengewehrsalven um die Ohren geballert werden. Prinzipiell hätte beide Songs auch ganz wunderbar bei Umbra stattfinden können. Elektronischer wird es bei „Follow Me“. Wer hierbei an das Vorgängeralbum denkt – weit gefehlt! Viel mehr handelt es sich hier um eine Coverversion des Klassikers von Amanda Lear. Ob die nötig war, muss jeder für sich selbst entscheiden. Interessanter sind hingegen das mächtig basslastige „Dracul’s Follow Me“, quasi die Fortsetzung zu „Follow Me“ und das angenehm harte Harsh-Electro-Geschrammel „Wutlied“. Davon hätte es hier gerne mehr geben dürfen. Dem gegenüber steht die 13-minütige IKEA-Entspannungsmucke, die sinnigerweise „Entspannung“ heißt und mit gregorianischen Gesängen aufwartet.

Sie sind schon sehr um Abwechslung bemüht, die Jungs und Mädels von Dracul. Ein richtiger „Hit“, so wie etwa der Painbastard Remix von „Follow Me“ des Vorgängeralbums, will sich zumindest in meinen Ohren nicht festsetzen. Ausgerechnet das am wenigsten zugängliche Lied dieses Albums ist es, das irgendwie hängen bleibt. Der Rest hebt sich leider nicht sonderlich von Umbra et Imagos Klangkosmos ab. Und es ist zu vermuten, dass Dracul mit „Auf Grund“ auch nicht mehr als ihre übliche Hörer*innenschicht erreichen werden. Aber vielleicht reicht ihnen das ja.

Ich bin mir noch nicht so sicher: entweder liegt es an mir, weil ich mich seit der letzten Dracul-Platte musikalisch ganz schön weiter bewegt habe. Oder es liegt an Dracul. In beiden Fällen kickt mich „Auf Grund“ über weite Strecken so gar nicht. Zumal mir bei diesem Album die musikalische Abgrenzung zu Umbra et Imago zu gering ausgefallen ist. Die Musikfreund*innen unter Euch, die sich für das Treiben der Karlsruher Finsterlinge begeistern können, machen mit der Anschaffung dieses Albums nichts falsch. Alle anderen aber verpassen nichts, wenn sie es nicht gehört haben. Aber sagt mal: wo kommt eigentlich die Melodie bei „Die Nacht“ her, neu ist die doch nicht?

Cover des Albums Auf Grund von Dracul.
Erscheinungsdatum
20. September 2013
Band / Künstler*in
Dracul
Album
Auf Grund
Label
Synthetic Symphony (SPV)
Unsere Wertung
2.8
Fazit
Ich bin mir noch nicht so sicher: entweder liegt es an mir, weil ich mich seit der letzten Dracul-Platte musikalisch ganz schön weiter bewegt habe. Oder es liegt an Dracul. In beiden Fällen kickt mich „Auf Grund“ über weite Strecken so gar nicht. Zumal mir bei diesem Album die musikalische Abgrenzung zu Umbra et Imago zu gering ausgefallen ist. Die Musikfreund*innen unter Euch, die sich für das Treiben der Karlsruher Finsterlinge begeistern können, machen mit der Anschaffung dieses Albums nichts falsch. Alle anderen aber verpassen nichts, wenn sie es nicht gehört haben.
Pro
Wer sich für Umbra et Imago begeistern kann, wird gewiss auch hier glücklich, zumal sich das Album musikalisch dem Hauptprojekt um einiges angenähert hat
Kontra
Wer Umbra et Imago nicht mag, findet hier allenfalls Mittelmaß
2.8
Wertung
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