Gegen tief verwurzelten (Alltags-)Rassismus: Kettcar melden sich mit neuer Single „München“ zurück und der Zeitpunkt könnte kaum passender sein!

Foto: Andreas Hornoff

Beinahe scheint es, als hätte Kettcars Bassist Reimer Bustorff die Entwicklungen der vergangenen Tage vorhergesehen. Falls Ihr es, warum auch immer, nicht mitbekommen haben solltet – ein paar Figuren der AfD trafen sich mit anderen Rechtsextremen im Landhaus Adlon zu einer Art Wannseekonferenz 2.0, um dort über Deportation von Menschen mit Migrationshintergrund zu fantasieren. Die Geschichte hat gezeigt, was Nazis mit Deportation meinen. Und dass der Kreis derer, die zur Deportation vorgesehen sind, schnell erweitert wird. Auch wenn man es (noch) hinter Begrifflichkeiten versteckt, die von Medien und Leuten aus dem Politbetrieb zu gerne aufgegriffen werden und die der Sache die Bedrohlichkeit nehmen soll. Wie der Rechercheverbund Correctiv im Zuge des „Geheimplans gegen Deutschland“ weiter enthüllt, gehören vorbestrafte und gewaltbereite Nazis, die Listen unliebsamer Personen führen und Schlägertrupps in Gestapo-Manier losschicken, ebenfalls zu den Allmachtsfantasien der AfD. Und inzwischen machen Teile der AfD nicht einmal mehr einen Hehl daraus, dass es dieses (und wohl auch andere) Treffen gab. Und während man im Politzirkus weiterhin mit dem Finger in der Nase bohrt und vor allem aus dem rechts-konservativen Spektrum Nebelkerzen gezündet werden wie die, dass man die AfD inhaltlich stellen müsse und Bla und Blubb, gehen bundesweit 10tausende Menschen in vielen Städten auf die Straße. Allein für das kommende Wochenende sind bisher rund 100 Demos geplant.

In dieser Zeit also kommt nun „München“, die erste Single und damit der erste Vorbote des am 5. April erscheinenden neuen Kettcar-Albums „Gute Laune ungerecht verteilt“. Es behandelt ein Problem, das sehr tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist: Alltagsrassismus. „Wo kommst du eigentlich her?“, ist eine nur zu gerne gestellte Frage gegenüber Menschen, die der Hautfarbe nach zu urteilen doch keine Deutschen sein können. Geboren in Deutschland (wie im Falle dieses Lieds: in München), hier aufgewachsen und deutscher Personalausweis – all das bewahrt noch immer Menschen nicht davor, mit rassistischen Vorbehalten, Klischees und/oder Stereotypen konfrontiert zu werden. Immer wieder liest man beispielsweise in den Nachrichten davon, dass Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe überdurchschnittlich öfter von der Polizei kontrolliert werden als solche, die dem ersten Augenschein nach „von hier“ sein müssen. Diese Menschen wären es auch, die als erste von den widerlichen Deportationsplänen der Rechten betroffen wären. Kettcar dröseln diese Problematik in ihrem mit ordentlich Zunder versehenem Post-Punk-Brett auf.

Die von Kettcar und Chris Hell von der Band Fjørt besungene Problematik ist kein neues Phänomen. Ich glaube manchmal, es war schon immer da. Reimer Bustoff erzählt: „Diesen Yachi aus dem Text gibt es wirklich. Wir haben zusammen Fußball gespielt, seine Eltern kamen aus der Türkei. Der hat das damals in den Achtzigern schon so erlebt – und ich will mal behaupten, seitdem hat sich nichts zum Guten verändert“. Kann und muss man wohl so stehen lassen, die Aussage.

Nach Liedern wie „Sommer ‘89“ oder „Wagenburg“ eine weitere, dieses Mal ziemlich fuchtige politische Nummer der Band aus Hamburg. Sie hätte zu keinem passenderen Zeitpunkt kommen können. „Hätte man ihn dahin denn nicht zurückschicken können?“, heißt es gegen Ende des Lieds und ich merke, wie sich meine Hand vor Wut schon wieder zur Faust ballen will. Danke, Kettcar, für dieses richtige und wichtige Lied – wir sehen uns auf der Straße!

Kettcar - München (feat. Chris Hell von FJØRT)

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Cover des Albums Gute. Laune ungerecht verteilt von Kettcar.
Erscheinungsdatum
5. April 2024
Band / Künstler*in
Kettcar
Album
Gute Laune ungerecht verteilt
Label
Grand Hotel Van Cleef
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