Cover des Comics Venom Netz des Todes aus der Reihe Marvel Must Have von Panini Comics.

Agent Venom im Kampf mit Jack O’Lantern und Kraven dem Jäger in „Marvel Must-Have: Venom – Netz des Todes“

Foto: Panini Comics

Dass in dem schwarzen Symbiontenkostüm, das wir allgemein als Venom kennen, nicht zwingend Eddie Brock (oder ehedem Peter Parker) stecken muss, das wurde nicht zuletzt durch „Marvel’s Spider-Man 2“ (wieder zurück) ins Bewusstsein geholt. Die Entwickler des Spiels, Insomniac Games, haben für ihre Version eines Spider-Verses zwar zunächst auch Peter Parker eine unheilvolle Allianz mit dem außerirdischen Symbionten eingehen, dann aber jemand anderes als Venom für Chaos und Zerstörung sorgen lassen. Da einige von Euch das Spiel vielleicht noch nicht kennen, schweige ich mich an dieser Stelle darüber aus, wer das wohl sein könnte, und komme zum Kern des Pudels zurück. Venom-Fans haben derzeit wenig Grund zum Klagen, denke ich. Nicht nur, dass der Alien-/Mensch-Hybrid in besagtem Videospiel auf denkbar großartige Weise umgesetzt wurde, nö, auch für den dritten Venom-Film mit Tom Hardy in der Titelrolle steht nun endlich ein Starttermin (zumindest in den USA) fest. Am 8. November 2024 wird Tom Hardy erneut in der Rolle des Eddie Brock zu sehen sein. Und bis dahin kann man sich die Zeit unter anderem mit diversen Marvel-Comics, die Panini Comics in diesen Tagen veröffentlicht, prima vertreiben. Zum Beispiel mit „Venom – Netz des Todes“, das im Rahmen ihrer „Marvel Must Have“-Reihe (neu) aufgelegt wird. Inwiefern dieser Comic tatsächlich etwas ist, das man haben muss, das wollen wir uns jetzt mal anschauen.

Vielleicht zunächst einmal die wichtigste Info vorweg: In dieser Geschichte ist es wieder einmal nicht Eddie Brock, der den eigensinnigen und oftmals ziemlich bösartigen Symbionten am Leibe trägt. Stattdessen steckt Peter Parkers alter Schul“freund“ Flash Thompson in dem Kostüm und ist als Agent Venom unterwegs, bösen Buben die Lichter auszuknipsen. Seitdem Thompson einst vor allem als Quälgeist von Peter Parker durch die Panels zog, ist er einen weiten Weg gegangen. In der vorliegenden Geschichte ist Thompson ein versehrter Kriegsveteran, den der Einsatz für das Vaterland dereinst beide Beine kostete. Dank des Symbionten hat er aber nicht nur wieder sämtliche Gliedmaßen, sondern auch sämtliche Fähigkeiten, die dem Symbionten so innewohnen. Dessen Willen zur Übernahme seines Wirtes inklusive. Daher ist der Deal, dass Thompson das Kostüm nie länger als 48 Stunden tragen darf. Sonst besteht die Gefahr der dauerhaften Verschmelzung. Um dem entgegenzuwirken, hat die Regierung einen Killswitch eingebaut. Wenn Thompson also nicht spurt – oder der Symbiont tatsächlich die Kontrolle gewinnt – wird er in die Luft gesprengt. So einfach ist das. So menschenfreundlich stellt man sich geheimdienstliches Vorgehen der US-Regierung vor.

Thompson alias Agent Venom ist in diesem Comic unterwegs, um in Ost-Europa (klar, wo auch sonst?) Jack O’Lantern dingfest zu machen, sowie im Wilden Land den Jäger Kraven. Letzterer hatte ebenfalls in besagtem Videospiel gerade erst einen großen Auftritt. Zwischen all der Dresche, die sich die Agent Venom und die Superschurken jeweils verpassen, gilt es, Flashs Freundin Betty zu retten, die in die Fänge eines der Schurken gerät, gleichzeitig den 48-Stunden-Countdown im Auge zu behalten – und eine allseits bekannte, freundliche Spinne aus der Nachbarschaft schwingt auch noch durch die Szenerie. Und dann ist da noch ein Feind, der sich nicht mit Prügel besiegen lässt, der aber viel ruinieren und für noch mehr Probleme sorgen kann: der Alkohol.

Ich muss gestehen, ich bin diesem Comic gegenüber ein bisschen ambivalent eingestellt. Vielleicht fange ich erst einmal an, zu überlegen, was mich stört. Zum einen ist es die Handlung. Das Gekloppe mit dem Kürbisheini sowie Kraven ist wenig erbaulich. Es mag als Vehikel dafür dienen, die zwischenmenschlichen Dramen voranzubringen, die sehr viel greifbarer und berührender sind. Allerdings frage ich mich immer wieder: müssen Superhelden (oder Anti-Superhelden) immer irgendwen vermöbeln, während sie ihre persönlichen Probleme aufarbeiten? Finden Autor*innen keinen anderen Kniff, durchaus spannende Ansätze rundzumachen? Na ja, vielleicht muss das wirklich so sein in diesem Genre. Abgesehen davon haben mich die vielen kleinen Sprech- und Denkblasen, die sehr oft nur aus ein bis drei Wörtern bestanden, ziemlich genervt. Das hat, zumindest für mich, den Lesefluss extrem beeinträchtigt. Tatsächlich sogar in einem Maße, dass ich mit Fortschreiten der Handlung schon nicht mehr so richtig Lust hatte, die Dinger zu lesen. Das mag ein Stilmittel sein, das für andere funktioniert, aber ich empfand es als sehr unflüssig. Und die Zeichnungen haben mich auch nicht übermäßig aus den Latschen gehauen. Mein Empfinden nach eher zweckmäßig als wirklich schön, dynamisch, cineastisch oder was weiß ich.

Auf der anderen, also auf der Haben-Seite, gefällt mir der Comic immer in den Momenten, wenn sich Agent Venom nicht mit irgendeinem Superhelden und/oder -schurken den Spandexanzug derangiert. Also wenn es um die schwierige Beziehung von Flash zu seiner Freundin geht, die unter der Alkoholsucht des Kriegsveteranen leidet. Und, vertiefend, der Umstand, dass in dieser Geschichte Thompsons Vater ebenfalls alkoholabhängig war, der seinen Sohn regelmäßig nach Strich und Faden verdroschen hat und somit den Charakter des Mannes formte. Das sind Momente, die auf dem Boden der Wirklichkeit verwurzelt sind, die greifbar sind, die vor allem auch gut geschrieben sind. Und die vor allem in starkem Kontrast zu dem inhaltlich überschaubaren Auftritt von Agent Venom stehen. Ob das ausreicht, um „Venom – Netz des Todes“ zu einem Must-have zu qualifizieren … ich weiß nicht. Da hat Panini im Rahmen dieser Reihe deutlich heißere Eisen aus dem Feuer geholt und in neuem Glanz erscheinen lassen. Als Beispiel sei der ganz wunderbare Comic „Spider-Man: Blue“ genannt, der ebenfalls als Must-have wiederveröffentlicht wurde. Hier beschleicht mich eher das Gefühl, dass man versucht, auf der durch das Videospiel „Marvel’s Spider-Man 2“ erzeugten Venom-Welle mitzuschwimmen. Was durchaus okay und legitim ist. Aber ein Must-have? Nur für die Hardcore-Fans.

Cover des Comics Venom Netz des Todes aus der Reihe Marvel Must Have von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
21. November 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Tom Fowler, Tony Moore
Inhalt
Rick Remender
Storys
Venom (2011) 1–5
Unsere Wertung
3
Fazit
Ob das ausreicht, um „Venom - Netz des Todes“ zu einem Must-have zu qualifizieren … ich weiß nicht. Da hat Panini im Rahmen dieser Reihe deutlich heißere Eisen aus dem Feuer geholt und in neuem Glanz erscheinen lassen. Als Beispiel sei der ganz wunderbare Comic „Spider-Man: Blue“ genannt, der ebenfalls als Must-have wiederveröffentlicht wurde. Hier beschleicht mich eher das Gefühl, dass man versucht, auf der durch das Videospiel „Marvel’s Spider-Man 2“ erzeugten Venom-Welle mitzuschwimmen. Was durchaus okay und legitim ist. Aber ein Must-have? Nur für die Hardcore-Fans.
Pro
Die Idee, einen kriegsversehrten Flash Thompson mit dem Symbionten zu koppeln, ist grundsätzlich gut
In den persönlichen Dramen (Alkoholmissbrauch von Flash Thompson sowie durch seinen Vater und der (vermutlich nicht nur) daraus resultierenden Misshandlung verleihen dem Charakter Tiefe
Kontra
Leider ist der eigentliche Auftritt von Agent Venom reichlich schwach und nicht mehr als das übliche Geprügel von (Anti-)Superhelden
Insgesamt ein Titel, dessen Kategorisierung "Must-Have" eigentlich nur bei Hardcore-Fans zutrifft
3
Wertung
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