Cover des Comics der Gargoyle von Gotham 1 von Panini Comics.

Der düstere Tanz mit dem Tod: Rafael Grampás Meisterwerk „Batman – Der Gargoyle von Gotham 1“

Foto: Panini Comics

DC Black Label ist ein Imprint von DC Comcis, das es Kreativen ermöglicht, einen ganz neuen bzw. anderen Blick auf bekannte Figuren zu werfen, ohne dabei zwingend auf die Kontinuität achten zu müssen. Oftmals sind es eigenständige Geschichten, die losgelöst vom Rest des (Superhelden-)Geschehens gelesen werden können und die allermeist auch einen sehr viel düstereren, ernsteren und erwachseneren Ton aufweisen. Mit anderen Worten: möchte man sich als Comicschaffende*r mal richtig austoben, dann ist DC Black Label sehr wahrscheinlich die richtige Heimat dafür. Ein populäres Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, das mir dazu gerade einfällt, ist „Batman: Damned“, eine ziemlich famose Erzählung, in welcher der Dunkle Ritter auf den Dämonenjäger John Constantine trifft. Ein anderes Beispiel, das künftig als ganz herausragendes Beispiel eines DC Black Label-Abenteuers genannt werden muss, ist der Comic, um den es mir nun nachfolgend gehen soll: Rafael Grampás „Batman – Der Gargoyle von Gotham“, dessen erster Band bei Panini Comics pünktlich zum diesjährigen Batman-Tag am 16. September 2023 veröffentlicht wurde.

Der brasilianische Künstler, Rafael Grampá, unter anderem Filmregisseur und Gewinner des renommierten Eisner Awards, schrieb und zeichnete diese neue Geschichte rund um den berühmtesten Vigilanten der Welt. Und ähnlich wie in dem ganz fantastischen „Batman – The Killing Time“, das ich Euch hier vor gar nicht allzu langer Zeit vorstellen durfte, beschäftigt sich auch Grampá mit einem Bruce Wayne bzw. Batman, der seiner Tätigkeit als maskierter Verbrecherjäger noch nicht allzu lange nachgeht. Während in „Killing Time“ die Fledermaus selbst gar nicht so viel Bühnenzeit hatte, steht sie in „Der Gargoyle von Gotham“ ganz elementar im Mittelpunkt. Und das hat auch einen ganz wesentlichen Grund: Bruce Wayne hat beschlossen, sein Leben so sehr aufzugeben, dass er von früh bis spät in die Rolle seines Alter-Egos schlüpft, um das Verbrechen zu bekämpfen. Mit dem Beschluss, dass Bruce Wayne dafür sterben muss! Sein Plan ist es, einen Autounfall und somit seinen Tod vorzutäuschen, um sich ganz seiner Mission zu widmen. Logisch, dass sein Butler Alfred damit nicht so ganz einverstanden ist und nun versucht, seinen Schützling und Brötchengeber in Personalunion von diesem beinahe schon von blindem Wahn getriebenen Vorhaben abzubringen. Unterdessen ist Batman allerdings auf der Jagd nach einem Mörder, der sich an „Itchy & Scratchy“ (Die Simpsons) erinnernde Cartoons orientiert, um sein blutiges und ziemlich tödliches Handwerk zu verrichten. Dass er nebenbei auch noch einigen Sprengstoff im guten, alten Gotham City verteilt hat, gleichzeitig aber wenig gewillt ist, die Positionen zu verraten, verleiht dem Ganzen zusätzliche Würze. Und so richtig scheint die junge, noch relativ unerfahrene Fledermaus diesem Typen auch nicht gewachsen zu sein …

Im Vorwort des ersten Bandes ist man bei Panini voll des Lobes über den vorliegenden Comic. Ich bin da ja immer ein bisschen skeptisch, schließlich ist das ihr eigenes Produkt, was sie dort anpreisen. Und idealerweise liest das jemand in einer Buchhandlung oder Comic Shop und lässt sich davon verleiten, weiterzublättern und im besten Falle zu kaufen. Da können sie ja schlecht schreiben: Vorsicht Leute, dieses Buch ist Müll, lasst das mal lieber liegen. Aber: Die Lorbeeren, sie sind alle mehr als berechtigt!

Die düstere Stimmung, die Rafael Grampá hier erzeugt, erinnert mich sehr an den Auftakt von „The Batman“. Ähnlich wie in dem (wie ich finde, sehr gelungenen) Film erleben wir hier einen Batman, von der Polizei immer noch ausgesprochen kritisch beäugt wird – von Jim Gordon abgesehen – und seine Spitzohren ganz tief reinsteckt in Detektivarbeit. Das ist ziemlich cool, da sich Batman hier nicht alle naselang mit irgendwem herum prügelt – auch wenn es insgesamt an Action und literweise Blut nicht mangelt – sondern sich auch in klassischer Detektivarbeit versucht. Und auch der Antagonist dieser Handlung, der sich an Cartoons orientiert, ist eine ziemlich spannende Erfindung und hebt sich sehr wohltuend von den üblichen Superschurken ab, mit denen es Batman sonst so zu tun hat. Dass die Erzählung in den Sprechblasen ganz viel aus Batmans inneren Monologen besteht und somit einen intimen Blick auf seine kaputte Seele gewährt, ist ein weiterer Bonus. Also inhaltlich, möchte ich mal sagen, liefert dieser Auftakt hier definitiv ab. Daumen geht nach oben.

Erfreulich ist es da, festzuhalten, dass der Comic dem Ganzen optisch in nichts nachsteht! Die Zeichnungen von Rafael Grampá sind ein Augenschmaus, die dreckig wirkende Farbgebung von Matheus Lopes trägt ein übriges dazu bei, dem Comic einen sehr cineastischen Look zu verleihen. Und kleine Spielereien, wie Teile des Capes, die den Rahmen eines Panels sprengen, erfreuen die Betrachter*innen. Wenn Panini hier also von einem „Augenschmaus für Fans und Neuleser“ spricht, dann kann ich in diesem Fall nichts weiter tun, als dem beizupflichten. Der andere Daumen zeigt auch nach oben.

Es ist mit 60 Seiten im Umfang einigermaßen überschaubar ausgefallen, aber man darf nicht vergessen – dies ist dies ja auch erst der Auftakt. Drei weitere Bände sollen noch folgen. Batman-Comics sind im Jahr 2023 so einige erschienen. Einige waren gut, einige waren weniger gut. Andere waren sehr gut – und dann gab es auch Comics wie „Der Gargoyle von Gotham 1“, die sind fantastisch! Als Fan der Fledermaus kann man diesen Comic eigentlich nicht im Handel liegen lassen. Selbst dann nicht, wenn man sich nicht vom Vorwort des Verlags hat einlullen lassen. Bleibt zu hoffen, dass die folgenden Bände dieses hohe Niveau halten können.

Cover des Comics der Gargoyle von Gotham 1 von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
16. September 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Rafael Grampá
Inhalt
Rafael Grampá
Storys
Gargoyle of Gotham 1
Seiten
60
Unsere Wertung
4.2
Fazit
Batman-Comics sind im Jahr 2023 so einige erschienen. Einige waren gut, einige waren weniger gut. Andere waren sehr gut – und dann gab es auch Comics wie „Der Gargoyle von Gotham 1“, die sind fantastisch! Als Fan der Fledermaus kann man diesen Comic eigentlich nicht im Handel liegen lassen. Selbst dann nicht, wenn man sich nicht vom Vorwort des Verlags hat einlullen lassen.
Pro
Toller, spannender und visuell außerordentlicher Ansatz, die frühen Jahre des Dunklen Ritters neu zu erzählen
Spannender Gegenspieler, der sich der Fledermaus hier in den Weg stellt
Zeichnungen und Farben harmonieren hervorragend und lassen den Comic beinahe schon filmisch wirken
Angenehm düster und erwachsen
Kontra
4.2
Wertung
Vorheriger Artikel

Zeitreise zurück in die 80er: Mit „Marvel Must-Have – Punisher: Blutspur“ den ersten Solo-Auftritt von Frank Castle neu erleben. Enormen Bodycount inklusive.

Nächster Artikel

Silberfischchen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lies als nächstes