Cover des Comics Venom - Die Rückkehr des gnaenlosen Retters von Panini Comics.

Kein besonderer Tiefgang, dafür viele fliegende Fetzen: „Venom – Die Rückkehr des gnadenlosen Retters“ gefällt durch trashigen Retro-Charme

Foto: Panini Comics

Nachdem in „Marvel’s Spider-Man 2“ von Insomniac Games, veröffentlicht für Sonys Playstation 5, sowie in dem Marvel Must-Have „Venom – Netz des Todes“ jemand anderes eine mal mehr, mal weniger unheilvolle Allianz mit dem außerirdischen Symbionten Venom eingegangen ist, darf sich in dem unlängst von Panini Comics veröffentlichten Comic „Venom – Die Rückkehr des gnadenlosen Retters“ wieder Eddie Brock zusammen mit dem Alien durch die Panels prügeln. Dass man hier keine sonderlich hochtrabende Comicliteratur erwarten sollte, liegt wahrscheinlich auf der Hand. Warum das Ding aber trotzdem Spaß machen kann, das erzähle ich Euch nun.

Die Handlung von „Venom – Die Rückkehr des gnadenlosen Retters“ ist einigermaßen überschaubar ausgefallen und im Prinzip nichts, für das man einen Masterabschluss haben müsste. Oder was irgendwie längere Zeit in Erinnerung bleiben wird. Eddie Brock bekommt es in dieser Story mit einer superduper ominösen Truppe namens Vanguard zu tun. Supersoldaten in Cyborg-Gewand, Drama, Dresche, diesdas. Das ist in Latveria, wo Venom in diesem Fall unterwegs ist, nicht anders als in New York, wo Venom auch in regelmäßigen Abständen feste druff kloppt. Es stellt sich heraus, dass diese technikbesessenen Typen von Vanguard hinter irgendwas her sind, an dem auch ein nur zu bekannter Dr. Doom Interesse hat. Silber Sable und Nick Fury versuchen, dem ganzen Treiben mit der Unterstützung von Venom/Eddie Brock ein Ende zu setzen. Achso, und weil da bisher nicht genug Names gedroppt sind, bekommt auch noch Vulture, einer der ältesten Gegner Spider-Mans, die Flügel gestutzt. Es gibt regelmäßig und immerzu auf die Nuss.

Nochmal: die in der Vergangenheit Venoms angesiedelte Story dürfte nirgendwo einen Blumentopf für übermäßig pfiffige Ideen, deepe Dialoge oder generelle Tiefe, die über eine Bordsteinpfütze hinausgeht, gewinnen. Das ist nicht mehr und nicht weniger als eine dieser üblichen Hau-drauf-und-Spaß-dabei-Geschichten, die sich in einem Rutsch lesen lassen. Vielleicht nebenbei auf Popcorn herumkauend. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass dieses Venom-Abenteuer auch gar nicht mehr sein möchte als das, was es ist. Wäre es ein Film geworden, dann würde man das vielleicht wirklich als Popcorn-Blockbuster bezeichnen, denn an Action, die Bildschirme (oder in diesem Fall: Panels) füllt, mangelt es diesem Comic wahrlich nicht.

Die Sympathie-Punkte kassiert der Comic an anderer Stelle. Nämlich damit und dadurch, dass die Geschichte selbst in den USA erst in diesem Jahr erschienen ist, aber nicht nur die Handlung in die Vergangenheit versetzt wurde, sondern die gesamte optische Aufmachung einen wunderbaren Retro-Charme der US-Heftchencomics aus den späten 1990er- bzw. frühen 2000er-Jahre versprüht. Zeichner Farid Karami schafft das Kunststück, der flachen Handlung durch seine Arbeit in ein sehr vergnügliches Abenteuer zu verwandeln. Übliche anatomische Übertreibungen inklusive. Aber es fühlt sich tatsächlich immer wieder so an, wie einen Comic von Früher™️ zu lesen. Das muss und wird nicht allen gefallen, gar keine Frage. Und es ist auch ein ganz anderer Schnack, als man es unlängst in der Neuauflage von „Spider-Man: Blue“ im Rahmen von Paninis Marvel Must-Have erleben konnte. Und doch kann man damit durchaus Freude haben. Ich hätte mir nur gewünscht, Venom wäre etwas weniger zahm unterwegs. Der Anti- ist hier nämlich ein ganz schöner Superheld und durch den Auftritt in anfangs genanntem Videospiel erinnerte ich mich wieder daran, dass Venom tendenziell eigentlich kein so sonderlich angenehmer Zeitgenosse ist. Ganz gleich, wer sich gerade mit dem Symbionten zusammengetan hat. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, der Auftritt von Dr. Doom hat vieles wieder wett gemacht.

Insgesamt kann man als Fan mit „Venom – Die Rückkehr des gnadenlosen Retters“ durchaus zufrieden sein, denke ich. Wenn man damit klarkommt, dass dieser Comic latent trashig, dafür aber mit einigem Retro-Charme daherkommt und nicht mehr sein möchte, als eine gute Stunde netter Unterhaltung.

Cover des Comics Venom - Die Rückkehr des gnaenlosen Retters von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
14. November 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Farid Karami
Inhalt
David Michelinie
Storys
Venom: Lethal Protector II (2023) 1–5
Seiten
124
Unsere Wertung
3.5
Fazit
Insgesamt kann man als Fan mit „Venom – Die Rückkehr des gnadenlosen Retters“ durchaus zufrieden sein, denke ich. Wenn man damit klarkommt, dass dieser Comic latent trashig, dafür aber mit einigem Retro-Charme daherkommt und nicht mehr sein möchte, als eine gute Stunde netter Unterhaltung.
Pro
Nicht nur die Handlung ist in Venoms Vergangenheit angesiedelt, das ganze Heft verströmt einen gleichermaßen trashigen wie auch charmanten Retro-Charme
Kontra
Mir persönlich ist das Gespann Eddie Brock/Venom hier zu lieb, aber mögt Ihr vielleicht anders sehen
3.5
Wertung
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