Cover des Comics Batman und der Joker: Das tödliche Duo.

Dynamisches Duo mal anders: Hybridwesen schlachten sich in „Batman & Der Joker: Das tödliche Duo“ durch Gotham City

Foto: Panini Comics

Wie das wohl wäre, wenn Batman und der Joker, aus welchen noch so absurden Gründen auch immer, zusammenarbeiten würden – ich schätze, diese Frage gehört zu denen, die unter Fans mitunter heiß diskutiert wurde und wird. In Foren, in sozialen Medien oder auch auf Conventions oder Stammtischen. Marc Silvestri, einer der Gründungsväter von Image Comics, Studioboss von Top Cow Productions uuund Schöpfer von Serien wie „The Darkness“ oder „Witchblade“, ist dieser Frage ebenfalls nachgegangen. Der Überlieferung nach, die Panini Comics ins Vorwort des ersten Bandes von „Batman & Der Joker: Das tödliche Duo“ gepackt hat, habe Jim Lee (ebenfalls einer der Gründungsväter von Image, inzwischen aber mit seinem Studio Wildstorm längst Teil von DC) ungefähr einmal pro Jahr gefragt, wann Silvestri denn nun mal endlich sein „Batman-Dinge“ mache. Nun, offensichtlich hat Silvestri sein „Batman-Ding“ durchgezogen, denn der Comicband, um den es mir hier und heute geht, vereint „Batman & the Joker: Deadly Duo 1-2“, drüben in den Staaten bereits 2018 erstmals angekündigt, in einem schicken, großformatigen Hardcover-Band. Ich habe mich mal durch die 68 Seiten gelesen und möchte berichten.

Dass in Gotham City regelmäßig nicht nur die Luft brennt, ist klar. Wäre in der Mega-Metropole alles eitel Sonnenschein, bräuchte es den Dunklen Ritter nicht, der Nacht für Nacht unterwegs ist, um Ganoven, Gangstern und anderes Gesocks dingfest zu machen. Der neue Fall, für den Batman auf den Plan gerufen wird, hat es allerdings sehr viel mehr in sich als sonst. Eine Leiche wird gefunden, waidmännisch zerlegt in diverse Einzelteile. Der Kopf allerdings, der fehlt. Und als sich Batman auf die Spur des Täters macht, stellt er fest, dass der Verdächtige – so ein Typ mit weißer Haut und grünen Haaren – eben nicht die Person ist, die aufgrund des Profils als offensichtliche Vermutung naheliegt.

Stattdessen bekommt es der Schrecken, der die Nacht durchflattert, mit einem sehr abgedrehten Hybridwesen zu tun, in dem jede Menge Anteile des Clownprinzen des Verbrechens stecken. Und von diesem Hybriden gibt es gleich mehrere. Dass das dem Original nicht so schmeckt, liegt irgendwie nahe, und so beteiligt sich auch der Joker an der Jagd nach der Person, die im Hintergrund die Fäden in der Hand hält. Um etwaige Spoiler zu vermeiden, gehe ich nicht weiter in die Tiefe, was die Handlung anbelangt, streue aber noch folgende Informationshäppchen mit auf den Weg: Teil dieses Opus ist auch eine eingekerkerte Harley Quinn und ein Jim Gorden, der buchstäblich Teile von sich hergeben muss.

Ich muss sagen, ich freue mich, dass Marc Silvestri wieder bei einer Batman-Story den Bleistift schwingt. Zuletzt habe ich ihn Ende der 1990er-Jahre als Batman-Zeichner erlebt, als er in dem kurzen, aber sehr vergnüglichen Crossover mit der Darkness in „The Darkness / Batman“ der Fledermaus mit seinem unverkennbaren Stil quasi Leben einhauchte. Allerdings ist der Ausflug nach Gotham von damals mit dem heutigen nicht vergleichbar. Während anno dazumal noch Tuscher über die Bleistiftzeichnungen Silvestris drüber gingen und die sehr plastische Farbgebung von Liquid! stammte, wirkt der erste Band des tödlichen Duos so, als hätte sich Silvestri den Umweg, zunächst Bleistiftskizzen anzufertigen und diese nachträglich mit Tusche in Form zu bringen, gespart und hätte direkt mit Tusche (oder vermutlich eher: dem digitalen Pendant dazu) gearbeitet. Das führt dazu, dass die Zeichnungen viel skizzenhafter, dafür aber eben auch eine Spur dynamischer wirken als im Vergleich zu dem gemischten Doppel mit Jacky Estacado. Das würde ich weder als besser noch schlechter werden, es ist nur einfach anders. Wer in den 90ern mit Jacky Estacado oder Sara Pezzini („Witchblade“) comicsozialisiert wurde und, wie ich, zwischendurch mal den Fokus komplett weg von Comics gerichtet hatte, wird sich möglicherweise erst einmal umgucken, wie das heute so aussieht. Die Farben, die in diesem Fall von Arif Prianto kommen und mitunter wie direkt über die Zeichnungen gebügelt (und nicht, wie Damals™️, in die Zwischenräume zwischen den Zeichenstrichen eingefügt) wirken, lassen das Gesamtbild etwas blass erscheinen. Vor allem, wenn man auch hier wieder den übersättigten Vergleich zu Liquid! im Kopf oder gar noch vor Augen hat. Und auch hier: keine Wertung, ob das besser oder schlechter ist als damals. Insgesamt ist der Eindruck ein durchaus filmischer, aufgrund der nach wie vor großartigen Zeichnungen von Marc Silvestri auch ein sehr dynamischer, und in Zusammenspiel mit den Farben ergibt sich ein rundes, stimmungsvolles, angenehm düsteres und irgendwie auch „dreckiges“ Bild, das gut zur Szenerie passt. Ich denke beinahe, eine schreiend bunte Farbgebung wie etwa die von Liquid! wäre an dieser Stelle möglicherweise kontraproduktiv gewesen.

Schön ist auch, dass sich Silvestri in Teilen seinem früheren Ausflug in die Welt der Fledermaus treu geblieben ist, was die Charakterzeichnungen angeht. Batman hat ein anderes Kostüm als damals; der gelbe Werkzeuggürtel sowie das gelbe Symbol auf der Brust sind dunkleren, dezenteren und auch zeitgemäßeren Varianten gewichen. Genauso finster unter seiner Maske hervorlinsen kann Batman aber immer noch. Der Joker hat eine neue Frisur bekommen, aber Harley Quinn und Catwoman sind ihren Gegenstücken aus den 90ern immer noch sehr ähnlich. Da freut sich der Nostalgiker in mir. Eben dieser freut sich übrigens auch noch darüber, dass die Bande der Joker-Hybriden Assoziationen an die Darklinge aus den Abenteuern von Jackie Estacado weckt. Er kann eben auch nicht aus seiner Haut, der Marc.

Es ist noch zu früh, um an dieser Stelle schon eine tiefergehende Meinung zur Handlung zu entwickeln, denke ich, da von „Batman & Der Joker: Das tödliche Duo“ insgesamt drei Ausgaben angekündigt sind. Den Twist, hybride Wesen auf Grundlage des Jokers durch Gotham marodieren zu lassen und Batman dabei knochenzerbrechen zu bescheren, finde ich ziemlich cool. Dafür den Joker selbst mit Batman zu einem sehr unheiligen dynamischen Duo zu paaren … naja, das wirkt etwas konstruiert auf mich. Andererseits kann ja auch nicht das ganze Pulver schon direkt zum Start verschossen werden, nicht wahr? Die Stärken dieses Bandes liegen meines Erachtens ohnehin in den Nebenschauplätzen und vor allem in den tollen Zeichnungen von Marc Silvestri. Die alleine rechtfertigen nämlich schon den Erwerb dieses Comics. Es bleibt die latent nagende Neugier darauf, wie es weitergeht. Lange warten muss man zum Glück ja nicht; während der erste Band für den 25. Juli angekündigt ist, folgt Teil 2 schon am 29. August 2023. Falls Ihr die Zeit bis zur Veröffentlichung/Lieferung überbrücken oder generell nur einen Einblick gewinnen möchtet – hier geht es zur Leseprobe drüben bei myComics.

Cover des Comics Batman und der Joker: Das tödliche Duo.
Erscheinungsdatum
25. Juli 2023
Schöpfer*in
Marc Silvestri, Arif Prianto
Titel
Batman & Der Joker: Das tödliche Duo (Band 1)
Verlag
Panini Comics
Unsere Wertung
3.9
Fazit
Den Twist, hybride Wesen auf Grundlage des Jokers durch Gotham marodieren zu lassen und Batman dabei knochenzerbrechen zu bescheren, finde ich ziemlich cool. Dafür den Joker selbst mit Batman zu einem sehr unheiligen dynamischen Duo zu paaren … naja, das wirkt etwas konstruiert auf mich. Andererseits kann ja auch nicht das ganze Pulver schon direkt zum Start verschossen werden, nicht wahr? Die Stärken dieses Bandes liegen meines Erachtens ohnehin in den Nebenschauplätzen und vor allem in den tollen Zeichnungen von Marc Silvestri. Die alleine rechtfertigen nämlich schon den Erwerb dieses Comics.
Pro
Die Zeichnungen von Marc Silvestri sind wie üblich eine Wucht
Auch mehr als 20 Jahre nach dem Crossover mit The Darkness versteht es Silvestri hervorragend, die Welt des Dunklen Ritters in Szene zu setzen
Das Zusammenspiel aus skizzenhaft wirkenden Zeichnungen sowie der Farbgebung ergibt ein angenehm düsteres, "dreckiges" Gesamtbild, das zum Setting passt
Der Hardcover-Band, der größer ausgefallen ist als die üblichen Softcover-Comics von Panini, ermöglicht den detailreichen Zeichnungen viel Raum zur Entfaltung und war daher die richtige Wahl des Formats
Kontra
Das Zusammenspiel von Batman und dem Joker wirkt noch etwas konstruiert und oberflächlich, es bleib abzuwarten, ob Silvestri in den Folgebänden noch weiter in die Tiefe geht - anbieten würde es sich, gerade bei dieser Paarung der Protagonisten
3.9
Wertung
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