Cover des Comics Der unbesiegbare Iron Man: Das Leben des Tony Stark von Panini Comics.

Alkoholsüchtig, beinahe pleite und die besten Jahre schon hinter sich: Tony Stark kämpft in „Der unbesiegbare Iron Man: Das Leben des Tony Stark“ einen der schwersten Kämpfe seines Lebens

Foto: Panini Comics

Auch wenn Robert Downey Jr. kürzlich in dem Film „Oppenheimer“ eine seiner, wie ich finde, großartigsten Leistungen als Schauspieler gegeben hat – er wird wohl für immer mit der Figur des Iron Man verbunden bleiben. Wann immer vom Eisernen die Rede ist, dann werde wohl nicht nur ich Robert Downey Jr. in dieser Rolle vor Augen haben, schätze ich. Und so geht es mir auch beim Lesen von Comics rund um Tony Stark, ganz gleich, welches zeichnerische Talent da aufgefahren wurde. Könnte schlimmer sein, fürwahr. Apropos Comics: Panini veröffentlicht in diesen Tagen „Der unbesiegbare Iron Man: Das Leben des Tony Stark“ und gibt damit den Startschuss für eine neue Reihe. Der erste Band, der die US-Hefte „Invincible Iron Man“ versammelt, liegt mir bereits vor und möchte ihn Euch nachfolgend vorstellen. Noch so eine Sache, die im Prinzip Robert Downey Jr. zu verdanken ist: Seit seiner Rolle im Marvel Cinematic Universe zähle ich mich zu den Fans des Eisernen. Das war, gebe ich zu, vorher anders.

Tony Stark hat, nicht ganz überraschend und erst recht nicht gänzlich neu, ein Problem. Ach, was sag’ ich: einen ganzen Strauß voller Probleme! Von seinem einstmals enormen Vermögen ist nicht mehr so fürchterlich viel übrig, seit er es sich zur Aufgabe gemacht hat, sein Geld dafür aufzuwenden, gefährliche (Massenvernichtungs-)Waffen vom Schwarzmarkt zu kaufen und somit für finstere Gesell*innen aller Art unzugänglich zu machen. Von dem, was dann noch übrig ist, bestreitet er Schadensersatz- und Wiedergutmachungszahlungen, nachdem das unscheinbare Haus, das er irgendwo in New York bewohnte, samt Bewohner*innen nahezu zersprengt wurde. Menschliche Verluste inklusive. Noch dazu trachten ihm irgendwelche Typen nach dem Leben, entweder gut verpackt in Rüstungen, der von Tony nicht ganz unähnlich, oder als menschlicher Laser fungierend. Irgendjemand hat es also (wieder einmal) auf Tony Stark abgesehen. Immerhin: Ganz allein ist der in die Jahre gekommene Ex-Milliardär und regelmäßige Teilnehmer der Anonymen Alkoholiker nicht dabei, herauszufinden, was eigentlich los ist. Unterstützung bekommt Tony unter anderem von seinem Kumpel Rhodey (aka War Machine), Jennifer Walters (She-Hulk) und Riri Williams (Ironheart). Es dauert auch gar nicht allzu lange, bis sie herausfinden, dass Feilong hinter alledem steckt, der Begriff „feindliche Übernahme“ sehr wörtlich ausgelegt werden kann und, wie könnte es auch anders sein, das dicke Ende eigentlich erst noch bevorsteht. Oder sagen wir lieber: ein überlebensgroßes Ende.

Geschrieben hat diese Iron-Man-Story Gerry Duggan und zunächst liest sie sich auch ganz vergnüglich und kurzweilig weg. Das Ding so aufzuziehen, als würde Tony Stark hier seine Memoiren schreiben, gelegentliches Durchbrechen der sogenannten 4. Wand, sofern das Konzept auf Comics überhaupt anwendbar ist, inklusive. Die sehenswerten Zeichnungen von Juan Frigeri und Andrea Di Vito tragen, zusammen mit den wirklich hübschen Farben von Bryan Valenza zu einem zunächst wirklich guten Eindruck bei. Dass ich trotzdem nicht völlig aus dem Häuschen war, hatte unter anderem mit der (für meinen Geschmack) etwas zu konservativen Aufteilung der Panels zu tun. Diese Iron-Man-Geschichte ist stellenweise nicht so rasant, wie sie hätte sein können. Nun könnte man sicherlich argumentieren, eine gewisse Behäbigkeit passt ganz gut zu einem Helden in einer metallenen Rüstung. Aber, und hier denke ich wieder an die Filme, dass der Eiserne ziemlich rasant unterwegs sein kann, das haben wir in der Vergangenheit oft genug erleben dürfen. Dies ist aber allenfalls Genöle auf höchstem Niveau. Insgesamt ist „Der unbesiegbare Iron Man: Das Leben des Tony Stark“ sehr hübsch anzuschauen. Ich habe teilweise gerne etwas länger über den Panels gebrütet und die Bilder auf mich wirken lassen.

Weniger schön, weil einfach für die Handlung nicht so richtig relevant, war das schon beinahe als Namedropping zu bezeichnende Einbringen von Marvel-Charakteren aller Geschmacksrichtungen. Dass die X-Men in dieser Story eine Rolle spielen – okay. Das hängt mit den Ambitionen und finsteren Absichten Feilongs zusammen, der, so scheint es, das Draufdreschen auf Tony und sein Firmenimperium nutzt, um eigentlich andere Ziele zu verfolgen. Dass wir aber im letzten Teil des Bandes eine kurze Klassenkeile haben, in die auch Dr. Octopus und Sandman verwickelt sind und, in einem Panel, dann auch noch Spider-Man in seinem schwarzen Symbiontenkostüm durch die New Yorker Stadtlandschaft schwingt … puh, das war mir persönlich dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Dies und der Umstand, dass die Handlung in manchen Abschnitten ziemlich sprunghaft bzw. wie mit der heißen Nadel gestrickt wirkt, trüben das Vergnügen etwas. So hat mich der Moment, in dem Tony von jetzt auf gleich erkannte, wer sein Widersacher ist, etwas stirnrunzelnd zurückgelassen. Die eher hastig hingeschluderte Erklärung dafür war auch nicht so richtig rund. Aber gut, daran will ich mich auch nicht allzu sehr hochziehen, schließlich reden wir hier immer noch von einem Superheldencomic und nicht der zeichnerischen Umsetzung eines Romans von Thomas Mann.

Insgesamt verbucht dieser Auftakt auch mehr Punkte auf der Haben- als auf der Soll-Seite. Tony Stark als Mann darzustellen, der mit seinen Alkoholproblemen kämpft, dem das Unternehmen, der Reichtum, das Ansehen und nicht zuletzt auch das Erbe seines Vaters zu entgleiten droht – all das sind spannende Ansätze, die auf jeden Fall dafür sorgen, dass man wissen möchte, wie es weitergeht. Da aber wird man sich bis 2024 gedulden müssen. Bis dahin kramt man diesen Comic womöglich aber noch für eine neuerliche Lektüre aus dem Regal.

Cover des Comics Der unbesiegbare Iron Man: Das Leben des Tony Stark von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
22. August 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Juan Frigeri, Andrea Di Vito, Bryan Valenza
Inhalt
Gerry Duggan
Storys
Invincible Iron Man (2022) 1–6
Unsere Wertung
3.7
Fazit
Insgesamt verbucht dieser Auftakt auch mehr Punkte auf der Haben- als auf der Soll-Seite. Tony Stark als Mann darzustellen, der mit seinen Alkoholproblemen kämpft, dem das Unternehmen, der Reichtum, das Ansehen und nicht zuletzt auch das Erbe seines Vaters zu entgleiten droht – all das sind spannende Ansätze, die auf jeden Fall dafür sorgen, dass man wissen möchte, wie es weitergeht.
Pro
Dieser Comic liefert ein paar interessante Ansätze, den Charakter Tony Stark zu zeichnen - und das ist nicht nur wörtlich zu verstehen
Kontra
Leider wird die Handlung im letzten Drittel ein bisschen holprig
Das Auftauchen so einiger Marvel-Charaktere ist für die Handlung nicht wirklich von Belang und wirkt eher krampfhaft gewollt als wirklich sinnstiftend
3.7
Wertung
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