Cover des Comics Spawn - Scorched 3 von Panini Comics.

Drunter machen sie’s nicht: In „Spawn – Scorched 3: Offenbarung“ läuten Gaias Planetenfresser eine wahrlich biblische Apokalypse ein

Foto: Panini Comics

Mit „Spawn“ fing Damals™️ (also Ende der 1990er-Jahre) meine erste große Comic-Phase an. Sicherlich hatte ich zuvor immer mal hier einen Batman-Comic gelesen, da Spider-Man oder woanders auch die Teenage Mutant Ninja Turtles. Aber hängengeblieben bin ich bei der buchstäblich höllischen Schöpfung von Todd McFarlane, woraus sich eine sehr intensive Lese- und Sammelzeit entwickelte. Nahezu jeder Titel des Image-Verlags nebst seiner untergeordneten Studios wie Top Cow wurde durch mein mühselig erarbeitetes Azubi-Gehalt nahezu vollumfänglich mitfinanziert. Und speziell bei „Spawn“ war es so, dass jeder Ableger, jede noch so kurzlebige Mini-Serie ins Haus musste. Ob nun „Medival Spawn“, „Curse of the Spawn“, die Serie um die beiden kultigen Cops „Sam & Twitch“ gleichen Namens – alle musste ich sie förmlich verschlingen. Ich konnte gar nicht genug bekommen, so sehr wahr ich von dem, was McFarlane geschaffen hatte, in Beschlag genommen! Im Laufe der Jahre war es mit „Spawn“ ein wenig so wie mit „The X-Files“: Es musste immer noch eine größere Verschwörung oder ein immer noch größeres Übel auf den Plan gerufen werden, um die Leserschaft bei Laune zu halten. „Spawn“ war einfach zu erfolgreich, um das Ding zu Grabe zu tragen. Und da man inzwischen bei über 300 Heften angekommen ist, scheint der Erfolg also nicht nachgelassen zu haben. Ich hatte zwischendurch erst den Faden und anschließend das Interesse verloren. Aber im Rahmen meiner neu erwachten Leidenschaft für Comics war es letztlich nur folgerichtig, auch bei „Spawn“ wieder einzusteigen. Daher möchte ich mich heute an dieser Stelle mal mit „Spawn – Scorched 3: Offenbarungen“ beschäftigen. Und das mache ich jetzt auch.

An bemerkenswerten Charakteren mangelte es in der inzwischen mehr als 30-jährigen Geschichte rund um den Hellspawn Al Simmons nicht. Ob nun der tödliche Clown Violator, der eher so semi-himlische Redeemer, der Teufel Malebolgia, die bereits erwähnten Polizisten Sam und Twitch … – an die meisten Figuren erinnere ich mich nach wie vor so lebhaft, als wäre es inzwischen nicht schon ein halbes Leben her, seit ich erstmals die Geschichten mit ihnen darin gelesen habe. Was prinzipiell sehr für die Genialität ihrer Schöpfer*innen spricht, denke ich. „Scorched“ reiht sich ein in die Riege der Comics, in denen die Nebencharaktere ihren Platz im Rampenlicht bekommen. Im Mittelpunkt steht Jessica Priest (oder eben: She-Spawn), die sich mit dem Medival Spawn, dem Redeemer, dem Gunslinger Spawn usw. zusammengetan hat, um im vorliegenden Buch dafür zu sorgen, dass der Mandarin Spawn und seine Gang in Gestalt von u. a. Necro und Margaret Love, zu einem allzu großen Problem werden kann. Und was sich zunächst wie die handelsübliche Klassenkeile annimmt, entwickelt sich schnell zum Auftakt für ein sehr viel größeres Dilemma. Denn Gaia hat unseren schönen, blauen Planeten gezeichnet und bereitet eine wahrlich biblische Apokalypse vor. Wie immer, wenn sich die Mächte des Himmels und der Hölle zu sehr darum streiten, möchte Gaia ihnen den blauen Ball wegnehmen – die Vernichtung von einfach allem inklusive. Logisch, drunter macht’s ja auch keiner mehr. Tödliche Krankheiten, die aus Viren entstehen, die wiederum den Perma-Frost-Böden der sibirischen Tundra entnommen wurden, höllische Heuschrecken, die Menschen befallen, um sich mit ihnen zu vereinen sowie höllische Kreaturen gigantischen Ausmaßes – die Endzeit-Party fährt einfach alles auf, was Spaß macht und man eben von einem anständigen Weltuntergang erwarten darf. Und vom eigentlichen Spawn in all dem Chaos keine Spur – oder doch?

Zunächst war ich eher so semi-begeistert von dieser Ausgabe von „Scorched“. Die Zeichnungen, die hier im Wesentlichen von Stephen Segovia (und in einem der enthaltenen Hefte von Von Randal) stammen, sind, wie es bei „Spawn“ eigentlich immer schon war, ein optischer Hochgenuss. Voller Dynamik, voller Lebhaftigkeit, voller Action. Und das alles auch noch ganz wunderbar koloriert. Wie üblich: Breitbild-Blockbuster in den Panels. Die Handlung hingegen, die von Sean Lewis geschrieben wurde, erweckt zunächst den Eindruck, als ginge es hier um das übliche, gegenseitige Verkloppen zweier Teams, die sich auf den Untod nicht ausstehen können. Das ist einfach schon zu oft Bestandteil einer Erzählung gewesen, als dass man damit auch nur noch im Ansatz einen Blumentopf gewinnen könnte. Punkte macht der Comic aber in dem Moment, an dem sich Gaias Apokalypse auszubreiten beginnt und sich die Ankunft der Planetenfresser ankündigt. Das ist auch alles weder sonderlich neu noch originell, aber Endzeit und Drama geht immer. Zumal es spannend und unterhaltend erzählt ist. Bisschen wie Filme von Roland Emmerich, bei denen, wenn er die Welt untergehen lässt, auch niemand so richtig die Handlung hinterfragt, die dort stets auf einen Bierdeckel passen würde. Ob man nun so ein Team-Up verschiedenster Randfiguren, die entweder schon ewig dabei sind (der Redeemer zum Beispiel) oder die erst relativ frisch zur Gang dazugekommen sind (She-Spawn oder der Gunslinger Spawn), wirklich braucht, sei mal dahingestellt. Da es sie nun mal aber gibt, kann man als Fan einen Blick riskieren, vielleicht auch zwei. Auch, wenn hier schon wieder so schwere Geschütze aufgefahren werden, dass unweigerlich die Frage aufkommt, wie man das wieder sinnig aufdröseln will. Aber so war es irgendwie schon immer. Und mal unter uns – eigentlich möchte man das ja auch so haben, oder?

Cover des Comics Spawn - Scorched 3 von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
30. Januar 2024
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Stephen Segovia
Inhalt
Sean Lewis
Storys
Scorched 13-18
Seiten
140
Unsere Wertung
3.4
Fazit
Die Handlung hingegen, die von Sean Lewis geschrieben wurde, erweckt zunächst den Eindruck, als ginge es hier um das übliche, gegenseitige Verkloppen zweier Teams, die sich auf den Untod nicht ausstehen können. Das ist einfach schon zu oft Bestandteil einer Erzählung gewesen, als dass man damit auch nur noch im Ansatz einen Blumentopf gewinnen könnte. Punkte macht der Comic aber in dem Moment, an dem sich Gaias Apokalypse auszubreiten beginnt und sich die Ankunft der Planetenfresser ankündigt. Das ist auch alles weder sonderlich neu noch originell, aber Endzeit und Drama geht immer. Zumal es spannend und unterhaltend erzählt ist.
Pro
Fängt schwach und lässt stark nach - im positiven Sinne
Die Zeichnungen sind wie so oft über jeden Zweifel erhaben
Kontra
Wirkt anfangs wie die übliche Kloppe von Superwesen, die so oder ähnlich gefühlt schon millionenfach erzählt wurde
3.4
Wertung
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