Cover des Comics Batman Spawn Dämonenfluch von Panini Comics.

Inspiriert von amerikanischer Siedlungsgeschichte und doch nur simple Prügelei von Anti-Helden und Dämonen: „Batman / Spawn: Dämenfluch“

Foto: Panini Verlag

Zugegeben: Der Comic, um den es mir hier und heute geht, ist von Panini schon vor einigen Monaten auf den Markt gebracht worden. Am 25. Juli nämlich. Da das US-amerikanische Original allerdings schon 1994 auf die Comicwelt losgelassen wurde, macht es sicher nichts, dass ich zwischendurch mit anderen Dingen beschäftigt war. Dennoch: irgendwann immer das erste Mal und manche Fans von Batman und/oder Spawn haben das Crossover dieses sehr ungleichen Gespanns bisher noch nicht goutiert. Darum lasst uns ruhig mal einen Blick darauf werfen, wie gut das „Dämonfluch“ getaufte Aufeinandertreffen von Spawn und Batman gealtert ist. Ist es ein Spoiler, wenn ich vorwegschicke: nicht so gut?

Wie eingangs erwähnt: „Dämonfluch“ wurde 1994 veröffentlicht. Es war also noch nicht allzu lange her, dass ein gewisser Todd McFarlane, lange Zeit für Marvel tätig, zusammen mit einigen anderen Kumpels Image Comics gründete und einen Markt, der (vereinfacht gesagt) nur aus DC und Marvel bestand, für immer veränderte. Ganz elementarer Bestandteil des Erfolgs von Image dürfte die 1992 erschaffene Figur des ehemaligen Söldners Al Simmons sein, der nach seinem Tod als Spawn auf die Erde zurückkehrt und seitdem nicht nur die Umstände seines Ablebens aufgedeckt hat, sondern von Himmel bis Hölle Widersacher aller Geschmacksrichtungen vermöbelte. „Spawn“ als Comicreihe läuft immer noch, der Zähler steht inzwischen bei über 300 (demnächst erscheint drüben in den Staaten Heft #346). Ableger und Seitenprodukte, die andere Facetten der Figur beleuchteten oder Nebencharakteren wie Sam & Twitch eine eigene Comicreihe verschafften, gab und gibt es reichlich. Lange Rede, kurzer Sinn: Spawn steht auch nach fast 30 Jahren sehr gut im Saft, denke ich. Mehr als 100 Ausgaben lang habe ich „Spawn“ auch gelesen – Kudos an dieser Stelle an den nicht mehr existierenden Infinity Verlag, der die Serie damals nach Deutschland holte! – bis mir das alles irgendwann zu abstrus wurde, da man dem vermeintlichen Ultimate Evil, das hinter allem steckte, immer noch eins obendrauf setzte. Bisschen wie bei „Akte X“ quasi, die mit ihrem Verschwörungskram ja auch nie zu einer wirklich befriedigenden Lösung gekommen sind – auch mit den neueren Staffeln nicht.

Na wie dem auch sei -1994 machten sich die Comic- und Batman-Veteranen Chuck Dixon („Batman: Niemandsland“) und Doug Moench („Batman & Dracula: Roter Regen“), Alan Grant („Batman: Knightfall“, heute noch sensationell!) und Klaus Janson („Batman: Der Tod und die Mädchen“) ans Werk, um die Fledermaus und den Untoten aufeinandertreffen zu lassen. Es war dies das zweite Aufeinandertreffen beider (Anti-)Helden, nachdem schon zuvor „Spawn/Batman“ von Frank Miller („Sin City“ natürlich, aber vor allem „The Dark Knight Returns“) und Todd McFarlane veröffentlicht wurde. Jenes Crossover lasse ich an dieser Stelle mal außer Acht, da es für „Dämonenfluch“ nicht von Belang ist.

Prinzipiell fängt das alles auch erst einmal ziemlich cool an. In einer Rückblende, die zu Zeiten der Besiedlung Amerikas spielt, werden wir Zeuge vom unglückseligen Untergang einer Kolonie, hervorgerufen durch eine höhere Macht, die das offensichtlich nicht so prima fand, dass sich Menschen dort niederließen. Zuvor wurde als 100. Kind jener Siedlung eine Virgina Dare geboren. Einige Jahrhunderte später soll in Gotham der Gotham Tower eröffnet werden. Die Hintergründe und Umstände jener feierlichen Bauwerkseinweihung sind es, die Spawn nach Gotham führen. Zunächst gibt es die (scheinbar) obligatorische Kloppe beider Protagonisten, bevor sie im Keller des neuen Gebäudes wahrhaft dämonischen Kräften gegenüberstehen, die sie, wie könnte es anders sein, nur gemeinsam wieder zurück in das Höllenloch prügeln können, aus dem sie gekrochen kamen.

Mehr möchte ich über die in Summe reichlich überschaubare Handlung gar nicht sagen. Zwar ist es ganz interessant, dass sich das Kreativteam als Hintergrund für ihr Crossover die Geschichte rund um Virginia Dare, dem angeblich ersten englischen Siedlerkind, das 1587 in den neuen Kolonien geboren wurde und dessen Heimat – die neu gegründete Kolonie Roanoke nebst Einwohnern – irgendwann spurlos vom Erdboden verschwand. Gründe bis heute unbekannt und dadurch ergiebige Quelle für viele Spekulationen und Theorien. Leider jedoch wird der thematische Unterbau, der auch Autoren wie Neil Gaiman inspiriert haben soll, viel zu schnell abgehandelt und in eine sehr oberflächliche Handlung gegossen, die sich in einem knappen Satz zusammenfassen ließe: Spawn und Batman verprügeln erst sich und anschließend irgendeinen Dämonen aus der Hölle, der in diesem Comic seinen ersten und einzigen Auftritt hatte. Ende.

Das wird ziemlich schnell ziemlich unbefriedigend. Da haben die beteiligten Autoren und Zeichner in den Folgejahren stärkere Arbeiten abgeliefert. Zudem bin ich mir nicht so sicher, ob sich Panini mit der Veröffentlichung als großformatiges Hardcover wirklich einen Gefallen getan hat. An den Zeichnungen hat für meinen Geschmack schon ziemlich stark der Zahn der Zeit genagt, was in dem größeren Format nur noch mehr auffällt. Panini wirbt damit, dass der Comic in neuer Übersetzung veröffentlicht wurde. Ob das besser oder schlechter ausgefallen ist, vermag ich nicht zu beurteilen, da mir Vergleichsmöglichkeiten gerade fehlen.

Insgesamt ein eher ernüchterndes Erlebnis muss ich sagen. Die Wahl des Formats halte ich für ungünstig und auch das Crossover liest man und vergisst es dann wieder. Das allerdings hat „Dämonenfluch“ vermutlich mit sehr vielen anderen Crossover gemeinsam. Tatsächlich erinnere ich mich nur an einziges Aufeinandertreffen von Helden verschiedener Verlagshäuser, das über die Jahre, mittlerweile sogar Jahrzehnte, sehr nachhaltig in Erinnerung geblieben ist: „The Darkness / Batman“. Dies erschien nur wenige Jahre nach diesem hier (1999 nämlich) und ist eine ganz andere Güteklasse. Nicht nur wegen der Top-Zeichnungen von Marc Silvestri („The Darkness“, „Cyberforce“) und der überragenden Farben (Liquid!) wegen, sondern auch, weil da eine coole Geschichte erzählt wurde, die tatsächlich Impact auf Jackie Estacado bzw. die Darkness hatte. Immer noch so ein bisschen der Benchmark für mich. „Dämonenfluch“ hingegen ist eher was für Leute, die ihre Sammlungen gerne komplett und frühere Ausgaben verpasst haben. Allerdings sind 18 Euro heute auch etwas, wo sich manche vielleicht zweimal überlegen müssen oder wollen, wie sie diese investieren. Und da muss man dann auch ganz klar sagen, dass Panini deutlich bessere Comics im Angebot hat, die eher Euer Geld verdient hätten als dieses historische Relikt hier. Fans der Fledermaus sei beispielsweise „Batman ‘89“ ans Herz gelegt.

Cover des Comics Batman Spawn Dämonenfluch von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
25. Juli 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Klaus Janson
Inhalt
Alan Grant, Chuck Dixon, Doug Moench
Storys
Spawn/Batman: War Devil 1
Seiten
60
Unsere Wertung
2.6
Fazit
nsgesamt ein eher ernüchterndes Erlebnis muss ich sagen. Die Wahl des Formats halte ich für ungünstig und auch das Crossover liest man und vergisst es dann wieder. Das allerdings hat „Dämonenfluch“ vermutlich mit sehr vielen anderen Crossover gemeinsam. Tatsächlich erinnere ich mich nur an einziges Aufeinandertreffen von Helden verschiedener Verlagshäuser, das über die Jahre, mittlerweile sogar Jahrzehnte, sehr nachhaltig in Erinnerung geblieben ist: „The Darkness / Batman“. Dies erschien nur wenige Jahre nach diesem hier (1999 nämlich) und ist eine ganz andere Güteklasse. Nicht nur wegen der Top-Zeichnungen von Marc Silvestri („The Darkness“, „Cyberforce“) und der überragenden Farben (Liquid!) wegen, sondern auch, weil da eine coole Geschichte erzählt wurde, die tatsächlich Impact auf Jackie Estacado bzw. die Darkness hatte. Immer noch so ein bisschen der Benchmark für mich. „Dämonenfluch“ hingegen ist eher was für Leute, die ihre Sammlungen gerne komplett und frühere Ausgaben verpasst haben.
Pro
Wer dieses beinahe schon historisch zu bezeichnende Crossover bisher verpasst hat, bekommt nun die Gelegenheit, es in neuer Übersetzung nachzuholen...
Kontra
...muss sich aber fragen, ob die dünne Handlung heute noch Eindruck schindet
Das gewählte Format lässt die Zeichnungen schlecht gealtert wirken
Im Prinzip, ein Crossover, das niemand wirklich braucht und aus einer Zeit stammt, als so etwas (mutmaßlich) Mittel zum Zweck war, die Popularität des damals noch neuen Anti-Helden Spawn zu steigern
2.6
Wertung
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