Die Band Army Of The Universe, die leicht von oben herab in die Kamera schaut.

Musikvorstellung: Army Of The Universe – The Hipster Sacrifice

Quelle: Metropolis Records

Das kennt Ihr bestimmt: Es gibt Alben, die sind handwerklich solide und man gibt sich auch alle Mühe, die dargebotene Mucke gut zu finden, aberrrr … der Funke will einfach nicht überspringen? Egal, wie oft man es auch versucht, immer in der stillen Hoffnung, irgendwann muss es doch mal klappen, weil die Zutaten an sich ja gar nicht verkehrt sind? So ist es mir mit dem letzten Army Of The Universe-Album „Mother Ignorance“ ergangen. Kürzlich erschien mit „The Hipster Sacrifice“ das neue Album der italienisch-kalifornischen Band. Nachdem das Debüt ja seinerzeit so mit Lob überschüttet wurde, probiere ich es also noch einmal, mich mit Army Of The Universe anzufreunden.

Die Band um Chris Vrenna (anno dunnemals Mitglied von Nine Inch Nails und Schlagzeuger/Keyboarder bei Marilyn Manson) galt nach ihrem Debütalbum so ziemlich als das nächste große Ding in Sachen Industrial-Rock. Dabei ist Herr Vrenna neben seiner Tätigkeit als Gitarrist und Produzent wohl vor allem das Aushängeschild für die Hauptfiguren Trebla und Lord K, welche die Band 2008 gründeten und seitdem inspiriert von Nine Inch Nails, Danzig, The Prodigy oder Skinny Puppy musizieren.

Auf „Mother Ignorance“ versuchten Army Of The Universe noch viel zu sehr so zu klingen wie die großen Jungs. Vielleicht wurden das Album und ich deshalb keine Freunde. Es war einfach zu sperrig, zu unausgegoren, zu wenig mit einer eigenen Handschrift versehen. Der Titel- und Eröffnungssong des neuen Albums ließ mich zunächst befürchten, dieser Trend würde sich hier entsprechend fortsetzen. Quietschige Electro-Spielerei und ein rockiges Grundgerüst machen noch keinen guten Song. Da hilft es auch nicht mehr, dass der Text eine garstige Abrechnung mit dem nervigen Hipster-Volk ist. Es folgt „A Visionary Story“ und siehe da: Es geht doch! Sehr groovy, sehr catchy und erstmals mit überzeugendem Gesang gesegnet. Allein der flotte Beat macht es bereits zu einem Tanzflächenfüller.

Chibi von The Birthday Massacre ist auch Teil dieser Party

Weiterhin bemerkenswert: „Pretty Unconsciousness“, bei dem fast schon zarte, analoge Synthieflächen brachialen Gitarreninfernos gegenüberstehen. Mächtig gewaltig! Außerdem, weil aufgrund der Gastsängerin ohnehin überall darauf aufmerksam gemacht wird: „Until The End“, mit einem Gesangsbeitrag von Chibi (The Birthday Massacre). Chibi ist tatsächlich noch das Beste an diesem überfrachteten, ansonsten ziemlich geradlinigen und belanglosen Rocksong. Gehört, kurz Chibi zur Kenntnis genommen, wieder vergessen. Ziemlich cool hingegen wird es noch mal bei „In Another Place“, bei dem Army Of The Universe ihren Hang zur überbordenden Klangfrickelei ein ganzes Stück zurückgeschraubt haben und zeigen, dass sie auch gefällig und eingängig können.

Highlight dieses Albums ist jedoch „Coin Operated Girl“. Cooler, groovender Song, anzüglich im Inhalt und meisterlich in seinem verspielten Arrangement. Mehr davon und ich errichte mir einen AOTU-Schrein. Vermutlich werden wieder etliche Schreiberlinge die Arme hochreißen, Hurra schreien und Army Of The Universe einmal mehr als das nächste große Ding feiern. So weit würde ich dann doch nicht gehen. „The Hipster Sacrifice“ ist für mich ein erster, wichtiger Schritt in Richtung einer eigenen musikalischen Identität. Die teilweise ziemlich deftigen, knochentrockenen Rocksounds, garniert mit herrlichen, überzogenen analogen Synthies und ganz viel Spielerei können allerdings schon gefallen, doch, doch. Mal sehen, wo Army Of The Universe beim nächsten Album stehen werden. Im Gegensatz zum Erstling sind die Neugier und das Interesse, das Tun dieser Band weiterhin zu verfolgen, geweckt.

Ich mache keinen Hehl daraus: das erste Album von Army Of The Universe, das via Metropolis einer breiten Öffentlichkeit serviert wurde, hat mich überhaupt nicht gekickt. Tatsächlich nervt mich die unausgegorene Electro-Rock-Industrial-Mischung von „Mother Ignorance“ nach wie vor. Anders sieht es da beim aktuellen Album „The Hipster Sacrifice“ aus. Das hat zwar immer noch ein paar Titel, die mich die Skip-Taste betätigen lassen, dafür aber eben auch ein paar extrem coole Nummern. Lange Rede, gar kein Sinn: Freunde alternativer Rockmusik, die mit einem nicht zu knappen Anteil Elektronik angeschossen kommt, sollten hier mal eine Probehörung riskieren.

Cover des Albums The Hipster Sacrifice von Army Of The Universe.
Erscheinungsdatum
14. Mai 2013
Band / Künstler*in
Army Of The Universe
Album
The Hipster Sacrifice
Label
Metropolis Records
Unsere Wertung
3.5
Fazit
Ich mache keinen Hehl daraus: das erste Album von Army Of The Universe, das via Metropolis einer breiten Öffentlichkeit serviert wurde, hat mich überhaupt nicht gekickt. Tatsächlich nervt mich die unausgegorene Electro-Rock-Industrial-Mischung von „Mother Ignorance“ nach wie vor. Anders sieht es da beim aktuellen Album „The Hipster Sacrifice“ aus. Das hat zwar immer noch ein paar Titel, die mich die Skip-Taste betätigen lassen, dafür aber eben auch ein paar extrem coole Nummern.
Pro
Im Gegensatz zum Debütalbum dieses Mal deutlich eigentständiger, ...
Teilweise ziemlich eingängig, ...
Chibi von The Birthday Massacre als Gästsängerin, ...
Alles in allem stimmt die Richtung aber
Kontra
... aber teilweise immer noch zu sehr den großen Vorbildern nacheifernd
... teilweise aber auch einfach ziemlich nervig
... in einem ansonsten an Highlights eher armen Song
3.5
Wertung
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