Eigentlich möchte ich ihn gar nicht so bezeichnen, gleichwohl trifft es den Nagel irgendwie auf den Kopf: Fließbandmusiker. Als solcher hat Nick Cave zusammen mit seiner Band The Bad Seeds ein neues Album aufgenommen. Es trägt den Namen „Wild God“ und wird am 30. August 2024 via Play it again Sam / PIAS veröffentlicht werden. Es ist das erste Album zusammen mit den Bad Seeds seit „Ghosteen“ (2019) und „Carnage“ (2021), jenem Album, das er nur zusammen mit Bandkumpel Warren Ellis aufgenommen hatte. Diverse Live-Alben und Soundtracks, die seitdem ebenfalls veröffentlicht wurden, blende ich dabei mal bewusst aus. Ich denke, Ihr bekommt eine Vorstellung davon, warum mir der obige Begriff durch den Kopf geistert. Was für Fans des australischen Musikers natürlich ein Grund zur Freude ist, schließlich müssen sie nie sonderlich lange auf neue Musik warten. Und da ich mich selbst auch zu seinen Fans zähle, ist die heutige Ankündigung für mich logischerweise ein Grund zum Frohlocken.
Produziert wurde das neue Album von Nick Cave und Warren Ellis, die Abmischung übernahm David Fridmann. Cave begann Anfang 2023 mit dem Schreiben des Albums. Während der Aufnahmesessions im Miraval in der französischen Provence sowie in London brachten die Bad Seeds ihre eigenen Ideen mit ein. Ferner werden auch zusätzliche Gastauftritte von Colin Greenwood (Bass) und Luis Almau (Akustikgitarre) zu hören sein. „Wild God … bei diesem Album wird nicht herumgealbert“, erklärt Cave. „Wenn es trifft, dann trifft es. Es erhebt dich. Es bewegt dich. Das liebe ich daran.“ Das hört sich ja erst einmal irgendwie gut an.
Ebenfalls gut hört sich an, was Cave über einen der ersten Songs, die fertig geworden sind, zu sagen hat. Der Titelsong soll dem Vernehmen nach als Erstes im Kasten gewesen sein. Eine dieser Nummern, die sich allmählich steigern, nur um sich zum Schluss ziemlich zu entladen, ist besagtes „Wild God“. Cave erzählt: „Wenn ich ‘Wild God’ oder ‘Frogs’ oder ‘Conversion’ höre – Songs auf dem Album, die diese großen klimaktischen Momente haben – zaubert es mir ein breites, verdammt großes Lächeln ins Gesicht.“ Gerade denke ich an „White Elephant“ vom Album „Carnage“, das sich ebenfalls zu einem furiosen Finale steigert – und wenn „Wild God“ direkt mehrere solcher Knaller an Bord hat, dann Halleluja!
Die neuen Tracks von „Wild God“ bewegen sich, so erklärt es die Plattenfirma, zwischen Konvention und Experiment, zwischen Spannung und Entspannung. Dabei sollen sie auch Umwege und Abzweigungen in Kauf nehmen, welche die Bilder und Emotionen in Caves musikalischen Erzählungen verstärken. Es gebe Momente, die an die Vergangenheit der Bad Seeds erinnern, doch sie flackertn nur kurz auf und dienten eher dazu, den Fortschritt der Band zu betonen. „Ich hoffe, das Album hat auf die Hörer die gleiche Wirkung wie auf mich“, so Cave. „Es platzt aus den Lautsprechern heraus, und ich lasse mich davon mitreißen. Es ist ein kompliziertes Album, aber auch tiefgehend und fröhlich ansteckend. Es gibt nie einen Masterplan, wenn wir ein Album machen. Die Alben spiegeln eher den emotionalen Zustand der Songschreiber und Musiker wider, die sie eingespielt haben. Beim Hören scheint es, als wären wir glücklich.“
Und weil sowohl der Nick Cave als auch ich viel erzählen können, wenn der Tag lang ist, lasse ich einfach mal die Musik für sich sprechen. Der Titeltrack ist seit heute verfügbar:
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Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber die Ankündigung eines neuen Albums von Nick Cave & The Bad Seeds war genau DIE Nachricht, die dieser Tag gebrauchen konnte.
