Cover des Comics Scarlet Witch 1 Die magische Tür von Panini Comics.

Wanda Maximoff als Retterin der kleinen Leute: „Scarlet Witch 1 – Die Magische Tür“ ebnet den Weg zu großen Ereignissen

Foto: Panini Comics

Na gut, ich gebe es zu: Ich bin ein Fan von Scarlet Witch. Die Serie „WandaVision“, die es bei Disney+ zu sehen gibt, halte ich für einen der gelungeneren Serienableger des Marvel Cinematic Universe. Und auch „Dr. Strange in the Multiverse of Madness“, in dem Wanda Maximoff dem seltsamen Doktor noch mehr graue Haarsträhnen bereitet als er ohnehin schon hat, habe ich mit einigem Vergnügen gekuckt. Durchaus vorstellbar, dass Elizabeth Olsen daran nicht ganz unschuldig war, auch das gebe ich zu. Jedenfalls zähle ich die Scharlachhexe zu meinen Lieblingsfiguren aus dem Hause Marvel. Ganz gleich, ob auf der Leinwand bzw. Mattscheibe, als Figur um Maßstab 1:6 von Hot Toys (wie ich hier eine vorgestellt habe) oder, wie beim Thema, um das es mir heute geht, als Comic. Panini Comics brachte vor ein paar Tagen „Scarlet Witch 1 – Die Magische Tür“ auf den Markt. Es ist dies der Auftakt einer neuen Comicreihe rund um allseits bekannte Hexte. Dass ich, in Anbetracht meiner einleitenden Worte, da nicht dran vorbeikam, liegt irgendwie nahe, oder? Lasst uns mal einen Blick auf dieses neue Solo-Abenteuer von Wanda werfen.

Wanda Maximoff ist, so viel kann man vorweg sagen, auf der guten Seite der Macht angekommen. Auch wenn sie eine durchaus … nun, sagen wir: bewegte Vergangenheit hat, fühlt sie sich nun im ewigen Kampf von Gut gegen Böse (wieder) zu den Kräften des Guten hingezogen. Nicht zuletzt, um den Taten ihrer Vergangenheit etwas Wiedergutmachung angedeihen zu lassen, sondern vor allem auch, weil sie das nun für das Richtige hält. Und auch, um mit so manch seelischem Ballast besser zurechtzukommen. Daher hat sie einen Zauberladen eröffnet, in welchem Menschen jede Menge Klimbim erwerben können, um auf diese oder jene Weise mit ihrem Leben besser klarzukommen. Einer ihrer Kunden ist beispielsweise ein alter Mann, vermutlich von Demenz geplagt, der von Wanda einen Zauber bekommt, welcher ihm dabei helfen soll, die Erinnerung an seine Frau nicht zu verlieren. So weit, so rührselig.

Es gibt aber noch eine weitere, wesentlich elementarere Besonderheit in ihrem Emporium genannten Nanunana für Zauberschnickschnack. Die sogenannte letzte Tür. Durch diese Tür kommen nur Leute, die keinen anderen Ausweg mehr sehen und für die diese magische Tür die letzte Hoffnung ist, dringend benötigte Hilfe zu bekommen. Und Ihr ahnt es sicher bereits: ebenjene Tür wird natürlich regelmäßig frequentiert. So zum Beispiel von einer Frau namens Jarnette, die als einzige Einwohnerin einer Stadt nicht von dem neuen Bürgermeister ihres Ortes korrumpiert und verblendet wurde. Und daher sehen kann, was tatsächlich hinter der Fassade steckt. Nichts Gutes nämlich, aber das zu erraten, dafür brauchte es keine Kristallkugel. Zu den Türgängern gehört aber auch Viv, die Tochter von Wandas Ex Vision. Und auch Wandas Shop-Assistentin Darcy kam einst durch diese Tür zu ihr. Bisher hat Darcy über den Grund geschwiegen. Aber ich denke, ich kann das an dieser Stelle erzählen, ohne dass es als Spoiler zu werten wäre: Darcy hatte gute Gründe, durch diese letzte Tür zu flüchten – und diese Gründe holen sie nun ein. Dass dabei die Fetzen fliegen, liegt auf der Hand. Und doch, bei all den Dingen, die sich so in und um Wandas Emporium oder der Tür, wohin auch immer sie jeweils führen mag, abspielen – letztlich wird hier nur die – Obacht, doppelter Wortwert – Türe aufgestoßen zu sehr viel größeren Ereignissen, Wiedersehen längst tot geglaubter Charaktere inklusive.

Insgesamt hatte ich durchaus Spaß mit „Scarlet Witch 1 – Die Magische Tür“. Die Überraschung am Ende des Bandes ist gelungen, der Weg bis dahin war vergnüglich, wenn auch nicht überragend. Ich mochte diesen Comic immer dann am meisten, wenn Wanda menschelte. Also quasi in der Beziehung zu ihrer Assistentin Darcy beispielsweise, oder nachdem sie zusammen mit ihrer Halbschwester Polaris ein größeres Unheil abwenden konnte. Die obligatorische Kloppe, an der es hier wirklich nicht mangelt, war auf Dauer dagegen fast schon ermüdend. Zumal Wanda einfach ultramächtig ist und es scheinbar nichts gibt, was ihr ernsthaft gefährlich werden könnte. Freilich, das Kreativteam kann ja nicht gleich alles Pulver direkt zum Start verfeuern, daher wäre ein bisschen mehr Fokus auf den Mensch Wanda, und nicht die Hexe, durchaus wünschenswert gewesen. Es gäbe schließlich genug Dinge, an die man hier anknüpfen könnte. Aber na gut, letztlich ist das nur ein Superheldinnencomic und keine tiefenpsychologische Abhandlung. Mehr gestört hat mich der Umstand, dass Autor Steve Orlando nahezu auf einen Erzähler (sowohl Ich-Perspektive oder dritte Person) verzichtet. Die Handlung spielt sich komplett in den Zeichnungen und Sprechblasen ab, was zur Folge hat, dass sie dadurch manchmal ein bisschen holprig und wie mit der heißen Nadel gestrickt wirkt. Es ist dies ja nicht der einzige Comic, der diese Form des Erzählens liefert, aber bei anderen funktioniert das irgendwie besser/flüssiger. Als Beispiel für das durch die Handlung stolpern sei nur alleine der Auftakt genannt, in dem Wanda sich mit irgendeinem Fiesewicht-Statisten duelliert und dabei verhindert, dass ein Kreuzfahrtschiff zerbrochen wird. Klar, irgendwie muss man reinkommen in die Story, aber das war mir dann doch etwas sehr dürftig. Würde man das allerdings positiv betrachten wollen, dann könnte man auch sagen: durch diese Art des Erzählens ist viel von Eurer eigenen Imagination gefragt. Das, was der Comic nicht abbildet oder durch Textblasen erzählt, ergänzt Ihr im Kopf. Es hat, wohlwollend ausgedrückt, dadurch bisweilen etwas Literarisches.

Richtig gut gefallen haben mir die Zeichnungen in Kombination mit der Farbe. Sara Pichellis (Spider-Man: Miles Morales) Stil ergänzt sich ganz wunderbar zu den Farben von Matthew Wilson und erinnert mich in besten Momenten an die, ich möchte beinahe sagen: klassischen Comicarbeiten, wie sie in frankobelgischen Comics oft zu finden sind. Dass sie dabei auch die klassische Panel-Aufteilung hinter sich lässt, nämlich indem sie teilweise gänzlich auf eine solche verzichtet, ist ein weiterer Bonus und verleiht dem Comic etwas filmhaftes. Die Mimik, die hier teilweise aufs Papier gebracht wurde, ist ein weiterer Pluspunkt. Lange Rede, gar kein Sinn: optisch weiß der Comic über weite Strecken zu gefallen. Leider nicht über die ganze Strecke. Das liegt im Wesentlichen daran, dass einige der fünf enthaltenen Hefte von einem anderen Team umgesetzt wurde, was natürlich zu einem Bruch führt. Das ist alles nicht weiter dramatisch, fällt aber auf und lässt den Comic nicht so aus einem Guss wirken, wie es bei anderen Comics der Fall ist – und vor allem, wie es wünschenswert gewesen wäre.

Aber das ist alles Jammern auf einigermaßen hohem Niveau, merke ich gerade wieder. Unterm Strich ist „Scarlet Witch 1 – Die Magische Tür“ ein gelungener Auftakt für die neue Serie, die nicht frei von Schwächen ist, aber gleichzeitig auch viel Potenzial mitbringt, ein paar ordentliche Dellen ins Marvel-Universum zu hauen. Und Fans von Scarlet Witch können nochmal ein paar Punkte obendrauf addieren. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt, wie DAS weitergehen wird.

Cover des Comics Scarlet Witch 1 Die magische Tür von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
12. September 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Sara Pichelli, Matthew Wilson
Inhalt
Steve Orlando
Storys
Annual 1, Scarlet Witch (2023) 1–5
Seiten
132
Unsere Wertung
3.7
Fazit
Unterm Strich ist „Scarlet Witch 1 - Die Magische Tür“ ein gelungener Auftakt für die neue Serie, die nicht frei von Schwächen ist, aber gleichzeitig auch viel Potenzial mitbringt, ein paar ordentliche Dellen ins Marvel-Universum zu hauen. Und Fans von Scarlet Witch können nochmal ein paar Punkte obendrauf addieren.
Pro
Sehr hübsche Zeichnungen, die in besten Momenten an frankobelgische Comicalben erinnern
Wandas Abenteuer ist immer dann am besten, wenn sie menschelt
Insgesamt gelungener Auftakt zu einer Serie, die womöglich noch hoch hinaus will
Kontra
Die vielen Kämpfe magischer Natur sind auf Dauer ein bisschen ermüdend
Leider gab es mehrmals Wechsel im Kreativ-Team, dadurch wirkt der Comic nicht so wie aus einem Guss, wie er eigentlich könnte
3.7
Wertung
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