Cover des Comics Batman Incorporated 1 Blutige Vergangenheit von Panini Comics.

Rache, Verblendung und ein Serienkiller mit Schweinemaske: „Batman Incorporated 1 – Blutige Vergangenheit“ schickt einen sehr illustren Haufen Bat-Leute in den Einsatz

Foto: Panini Comics

Seit 84 Jahren ist Batman nun schon unterwegs, um auf ganz eigene Weise Recht und Ordnung durchzusetzen. Bekanntlich macht er das allermeist in Gotham City, was – wenn man nach den Comics aus dem Hause DC geht – scheinbar den besten Nährboden für (Super-)Schurk*innen aller Art bietet. Und da der maskierte Rächer im Fledermauskostüm damit also meist schon alle Hände voll zu tun hat, immer wieder auch unterstützt durch Sidekicks wie Robin oder Nightwing, kann Batman schlecht noch anderswo in der Welt unterwegs sein, um etwa in Wanne-Eickel das Verbrechen zu bekämpfen. Um diesen ungünstigen Zustand zu beseitigen, wurde irgendwann Batman Incorporated ins Leben gerufen. Ein Haufen ebenfalls maskierter Rächer im Batman-Look, die überall in der Welt unterwegs sind, um das Verbrechen zu bekämpfen. Ab dem 19. September 2023 bekommt Ihr überall dort, wo Ihr für gewöhnlich Eure Ration Superhelden-Comics erwerbt, frisches Futter in Sachen Batman Incorporated, denn Panini Comics wird an jenem Tage „Batman Incorporated 1 – Blutige Vergangenheit“ veröffentlichen. Ich habe mir diesen Comic schon durchlesen dürfen und möchte Euch nachfolgend ein bisschen davon erzählen. Zum Beispiel davon, warum meine Begeisterung nach Beendigung der Lektüre eher verhalten ausgefallen ist.

Wie eingangs erwähnt: Batman Incorporated ist überall dort, wo Batman nicht sein kann. Dieses in den 2010er-Jahren von Grant Morrison, von Comic Book Resources immerhin zum zweitbeliebtesten Comicautor aller Zeiten gewählt (nach Alan More und vor Neil Gaiman), geschaffene Team, hat in dem vorliegenden Comic zweierlei Dinge zu tun. Was sich dadurch erklärt, dass schlicht zwei Storys erzählt werden. In dem namengebenden ersten Teil des Bandes sind die Mitglieder der Batman Incorporated unter der Führung des maximal unsympathischen Ghost-Maker unterwegs, um eine Mordserie aufzuklären – und idealerweise weitere Tote zu verhindern. Gemeuchelt werden ausschließlich Leute, die dem Ghost-Maker in dessen jungen Jahren verschiedenste Dinge beibrachten. Schwertkampf, mit Chemikalien panschen, Schusswaffengebrauch, dies das. Und während die Batmänner und -frauen verschiedenster Geschmacksrichtungen rund um den Globus jetten, um herauszufinden, wer, was, warum und so weiter, entspinnt sich eine eher semi-spannende Rachegeschichte, in der nahezu alle handelnden Personen von Rache und Verblendung getrieben sind. Sieht man von ein, zwei Bat-Personen ab, ist es mir im Verlaufe der Geschichte nicht gelungen, auch nur ein Hauch von Sympathie für die Figuren zu entwickeln – oder mich für deren Schicksal zu interessieren. Das muss nicht zwingend schlecht sein, Serien wie „The Boys“ beispielsweise bauen ihren ganzen Erfolg auf einer wahnsinnigen Truppe von marodierenden Arschgeigen auf. Die sind auch alle unsympathisch, aber dabei schon so drüber, dass ein Unterhaltungswert nicht abzustreiten ist.

Der zweite Teil des Comics ist schon deutlich besser – und auch ziemlich creepy. Hier bekommen es die Batmänner und -frauen mit einem Typen zu tun, der mit Schweinemaske und Kettensäge unterwegs ist, Gothams Unterwelt einzukassieren, weil er (angeblich) von irgendeinem der Nachtschattengewächse beklaut wurde. Dieses fast schon an Horrorfilme erinnernde Setting mit dem nur geringfügig wahnsinnigen Professor Pyg als Antagonisten hebt sich so wohltuend von dem Gemache der ersten Story ab, dass es direkt bedauerlich ist, dass die Handlung sich nur auf zwei US-Hefte erstreckt. Das hätte man gerne noch etwas ausbauen können. Aber nun gut. Es wird ohnehin der Bogen gespannt zu einer Story, die zum Ende mit „Joker Inc.“ angedeutet wurde, was erst einmal vielversprechend klingt. Und wie das so aussehen kann, wenn mehrere Joker ihr Unwesen treiben, kann man derzeit auch in „Der Joker: Der Mann, der nicht mehr lacht“ nachlesen. Immer noch eine ziemlich krasse Geschichte übrigens, aber das nur als kleiner Einwurf am Rande.

Also, wie gesagt: der erste Teil des Comics ist mir in vielerlei Hinsicht zu dünn und auch irgendwie ziemlich nervig, der zweite Teil hingegen reißt es wieder raus. Zumal erschwerend hinzukommt, dass ich von dem Konzept einer Batman Incorporated noch nicht so überzeugt bin. Tendenziell ist mein Bedarf an Superheldenteams mit Marvels Avengers eigentlich hinreichend gedeckt. Dennoch muss ich zugeben, dass der Twist, lauter Batleute aus verschiedensten Teilen der Welt gegen das Verbrechen kämpfen und nicht, wie sonst immer, altgediente Held*innen losmarschieren zu lassen, durchaus Potenzial hat. Mal schauen, was Autor Ed Brisson noch macht, die Spannungskurve zeigte ja zum Schluss steil nach oben. Und da ich hier kürzlich auch den ersten Band der neuen „Predator“-Reihe vorstellen konnte, der mir ziemlich gut gefallen hat, bin ich erst einmal noch optimistisch, was die Zukunft angeht.

Richtig gut gefallen haben mir die detaillierten, ein wenig an Manga erinnernden und dadurch reichlich dynamischen Zeichnungen von John Timms und Michele Bandini. Gerade in der „Dieses kleine Schweinchen“-Story zeigt Michele Bandini ziemlich deutlich, was er kann. Alles sehr cineastisch, was der Mann da liefert. Die fetzigen Bilder sind es übrigens auch, die für mich die mäßige Handlung des ersten Abschnitts weitgehend wieder wettmachen. Die stimmungsvollen, sehr bunten Farben von Rex Lokus tragen auch maßgeblich zu dem optisch sehr guten Eindruck bei.

Am Ende bleibe ich mit gemischten Gefühlen zurück. Die Bilder dieses Comics sind toll und schön anzusehen und haben mich direkt ins Geschehen reingezogen. Die handelnden Charaktere waren mit leider meist entweder egal und/oder unsympathisch. Ob sich die Figuren noch entwickeln oder ich mich mit ihnen arrangieren kann, wird sich zeigen. Und auch die erste der beiden hier versammelten Geschichten ist reichlich unnötig, irgendwie. Die zweite reißt es wieder raus. Und somit tu’ ich mich mit einem abschließenden Fazit dieses Mal etwas schwer. Wer sich ohnehin alles, was mit Batman zu tun hat, in die Sammlung tut, wird das hier auch mitnehmen. Wer im Bereich Superhelden auf Teams-Action steht, bekommt durch den hier verfolgten Ansatz frisches Material. Und immerhin eine der beiden Storys in diesem Buch ist ja auch wirklich spannend und creepy. Aber: ein absolutes Must-have ist das alles nicht. Da hat Panini im Batman-Universum aktuell heißere Eisen im Feuer.

Cover des Comics Batman Incorporated 1 Blutige Vergangenheit von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
19. September 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Michele Bandini, John Timms, Rex Lokus
Inhalt
Ed Brisson
Storys
Batman Incorporated 1–5
Seiten
188
Unsere Wertung
3.6
Fazit
Wer sich ohnehin alles, was mit Batman zu tun hat, in die Sammlung tut, wird das hier auch mitnehmen. Wer im Bereich Superhelden auf Teams-Action steht, bekommt durch den hier verfolgten Ansatz frisches Material. Und immerhin eine der beiden Storys in diesem Buch ist ja auch wirklich spannend und creepy. Aber: ein absolutes Must-have ist das alles nicht. Da hat Panini im Batman-Universum aktuell heißere Eisen im Feuer.
Pro
Sehr gelungene, zumal ziemlich creepy zweite Story in diesem Band...
Das Konzept, Bat-Leute aus allen Winkeln der Welt in den Kampf für die gute Sache zu schicken hat Potenzial
Wunderschöne und sehr dynamische Zeichnungen und tolle Farbgebung
Kontra
...die aber fast zu spät kommt
...bleibt aber bisher ungenutzt
Erste Story belangloser Quatsch voller Rache und Verblendung
Haufenweise unsympathische Figuren, deren Gedeih und Verderb tendenziell egal sind
3.6
Wertung
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