Cover des Comics Blutdurst von Panini Comics.

Biss zum Abwinken: „Blutdurst“ präsentiert sich als geballte, aber nur in Teilen überzeugende Vampir-Action mit Spider-Man, Blade und den Forgiven

Foto: Panini Comics

Halloween steht vor der Türe und allerspätestens mit dieser Zeit des Jahres hat eine Gattung Gruselfiguren wieder Hochsaison: Vampire. Wobei die tendenziell immer gehen. Und während man im Kontext des Marvel Cinematic Universe noch immer auf eine Reinkarnation des coolsten Eben-nicht-Blutsaugers seit Vampirgedenken, Blade, wartet, so ist der Mann mit den spitzen Eckzähnen in Marvels Comics sehr wohl präsent. Und vermutlich, eben weil Halloween im Kalender näherrückt, hat Panini Comics vor ein paar Tagen einen Comic mit dem entzückenden Titel „Blutdurst“ veröffentlicht. Es treten auf: Spider-Man, die X-Men, Captain America – und besagter Blade. Um mich schon mal etwas auf Halloween einzustimmen, habe ich mir den Comic gerade mal zu Gemüte geführt. Lasst uns da mal kurz drüber sprechen.

„Blutdurst“ versammelt ein paar Vampirgeschichten aus dem Hause Marvel, die im Wesentlichen nur eine Gemeinsamkeit haben: Untote Blutsauger stehen im Mittelpunkt der Erzählung. Der erste Teil des Comics beinhaltet die US-Comics „Captain America: Unforgiven 1“, „Spider-Man: Unforgiven 1“ und „X-Men: Unforgiven 1“, die, wie man unschwer vermuten kann, die jeweiligen Titelhelden in eine Geschichte rund um die Forgiven steckt, die miteinander verknüpft ist. Die Forgiven, das sind Vampire, die ähnlich wie Blade (ah, doch noch eine Gemeinsamkeit!) dem Trinken von Blut abgeschworen haben und stattdessen versuchen, nicht nur ihre Triebe unter Kontrolle zu halten, sondern ihre übernatürlichen Kräfte auch zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen wollen. So weit, so gut. Diese Forgiven, die sich aus Vampiren unterschiedlichster Clans um ihren Anführer Raizo Kodo versammeln, bekommen es direkt zum Auftakt mit der Obersten Zauberin Salomé zu tun. Und so viel kann ich an dieser Stelle vielleicht noch spoilerfrei verraten: Den Forgiven wird der Anführer unter der Nase weg gemordet und es entspinnt sich eine Hatz nach dem Urheber des Anschlags, bei denen die Forgiven auf Spider-Man, die X-Men und Captain America treffen. Logisch, dass nicht immer direkt gleich Friede, Freude und Eierkuchen herrschen.

Der zweite Teil des Comics dreht sich um Blade. Es ist die US-Geschichte „Blade: Vampire Nation 1“, in welcher sich der Vampirjäger als Sheriff in besagter Vampirnation seine Blutkonserven verdient. Dieser Staat der Untoten befindet sich mitten in Tschernobyl (klar, wo auch sonst?) und wird von dem Oberboss aller Vampire, Dracula, angeführt. Eine menschliche Söldnertruppe stört jedoch die untote Idylle, in dem sie einen tödlichen Anschlag auf eines der Ratsmitglieder der Vampirnation verübt. Und Blades Aufgabe ist es nun, herauszufinden, wer hinter alledem steckt und warum.

Ich muss sagen, es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Der erste Teil des Bandes, der sich mit den Forgiven beschäftigt, hat mich wenig bis gar nicht überzeugt. Anfangs, als die allseits beliebte, freundliche Spinne aus der Nachbarschaft noch ihre Fäden zog, hatte das noch einen gewissen Unterhaltungswert. Aber spätestens mit dem Erscheinen der X-Men entwickelte sich die Handlung in eine 0815-All-Star-Geschichte, bei der irgendwie alles und jede*r mal etwas sagen darf. Oder jemanden vermöbeln. Und auch der Abschluss der Story, in der Captain America das Ruder übernimmt, hat mich eher unbefriedigt zurückgelassen. Es hatte in meinen Augen keinen Mehrwert, dass die Forgiven, um etabliert zu werden, erst einmal auf die Schützenhilfe von gefühlt allem, was bei Marvel Rang und Namen hat, angewiesen sind. So wirkt der Auftritt der Forgiven, wie er hier präsentiert wurde, wie der jedes anderen Superhelden-Teams. Nur dass eben nicht Mutanten oder Ähnliches im Vordergrund standen, sondern Blutsauger, die sich gegen Ende der Story vegan ernähren wollen. Bei alledem bleibt den ganzen Charakteren zu wenig Möglichkeit, an Tiefe zu gewinnen. Ich kann mich inzwischen weder an die Namen erinnern (und dabei ist es gerade mal eine Stunde her, dass ich den Comic gelesen habe!), noch juckt mich das weitere Schicksal der Figuren sonderlich. Hier sind viele Chancen vergeben worden. Weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Und auch die Zeichnungen, wenn auch dynamisch und einigermaßen Tempo erzeugend, haben mich nicht so richtig vom Hocker gehauen.

Anders hingegen die Story mit Blade. Das hatte beinahe schon etwas von einem klassischen Krimi oder Agententhriller oder Ähnliches. Nicht nur, dass hier darauf verzichtet wurde, den Vampirjäger von einer Action in die nächste zu hetzen, nee, er ist auch so cool porträtiert worden, dass ich manchmal kurz meinte, beim Blättern der Seiten müsste es doch langsam mal schneien! Die Vampirnation, mitten in Tschernobyl angesiedelt, vermittelt eine Stimmung, wie sie beispielsweise auch das Nazi-Reich in der Amazon-Serie „The Man in the High Castle“ herüberbringt. Alles grau, alles bedrückend, keiner traut irgendwem. Und dazwischen ein paar Vampire, welche die bestehende Ordnung zur Hölle jagen wollen. Nicht aus Nächstenliebe, versteht sich. Bei Blades Auftritt passt für mich einfach alles: Die Zeichnungen sind sehr stimmungsvoll, ebenso die Farbgebung, die Geschichte ist sehr spannend und die Charaktere alle überzeugend geschrieben. Hier hätte ich sehr gerne mehr gelesen und hoffe einfach, es gibt künftig weitere Geschichte aus der Vampirnation.

Insgesamt muss ich also festhalten: Ob ich von den Forgiven künftig noch mehr haben muss, kann ich abschließend nicht wirklich beantworten. Vermutlich ist da noch Potenzial vorhanden, ein paar tolle Geschichten zu erzählen. Aber als enthaltsame Blutsaugerbande, die wie blutarme Sidekicks neben den etablierten Helden wirken, wird das mittelfristig eher nüscht mit uns. So groß ist die Liebe zum Vampirthema dann doch nicht. Gerettet wird dieser Comic durch die Story mit Blade. Und weil ich die so rotzecool fand, dass ich sie direkt noch einmal gelesen habe, gibt es schlussendlich auch eine Empfehlung für „Blutdurst“.

Cover des Comics Blutdurst von Panini Comics.
Erscheinungsdatum
10. Oktober 2023
Verlag
Panini Comics
Zeichnungen
Dave Wachter, Sid Kotian
Inhalt
Mark Russell, Tim Seeley
Storys
Blade: Vampire Nation 1, Captain America: Unforgiven 1, Spider-Man: Unforgiven 1, X-Men: Unforgiven 1
Seiten
140
Unsere Wertung
3.3
Fazit
Ob ich von den Forgiven künftig noch mehr haben muss, kann ich abschließend nicht wirklich beantworten. Vermutlich ist da noch Potenzial vorhanden, ein paar tolle Geschichten zu erzählen. Aber als enthaltsame Blutsaugerbande, die wie blutarme Sidekicks neben den etablierten Helden wirken, wird das mittelfristig eher nüscht mit uns. So groß ist die Liebe zum Vampirthema dann doch nicht. Gerettet wird dieser Comic durch die Story mit Blade. Und weil ich die so rotzecool fand, dass ich sie direkt noch einmal gelesen habe, gibt es schlussendlich auch eine Empfehlung für „Blutdurst“.
Pro
Die Story mit Blade ist extrem cool...
Blades Vampirnation hat das Potenzial für viele, viele großartige Storys...
Kontra
...die mit den Forgiven leider nicht
...bei den Forgiven bin ich mir dessen leider nicht so sicher
3.3
Wertung
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