Die besten und schönsten, aber auch ergreifendsten und manchmal auch traurigsten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben selbst. Es passiert unentwegt, jeden Tag unzählige Male. Und die meisten Geschichten entstehen und vergehen einfach so, kaum jemand nimmt je von ihnen Notiz. Oder gar von den Menschen und Schicksalen, die sich dahinter verbergen. Wenn nicht zufällig ein*e Chronist*in in der Nähe ist, um später (in welcher Form auch immer) davon zu erzählen, die Geschichten für die Nachwelt zu erhalten – viele von ihnen kämen und vergingen, so wie Schneeflocken, die vom Himmel tanzen, nur um dann auf der heißen Motorhaube eines Autos zu verdampfen. Oder, wie Olli Schulz es sagen würde: „Manche Menschen sind wie Bilder, die von Licht langsam verblassen. In ihren Herzen sind Geschichten, die in keinen Rahmen passen“. Olli Schulz ist ein solcher Chronist, ein Sammler von Geschichten – und darüber hinaus außerordentlich begnadet darin, sie in wunderwunderschöne Lieder zu packen.
Heute veröffentlichte Olli mit „Am Rand der Zeit“ die zweite Single des am 9. Februar 2024 erscheinenden neuen Albums „Vom Rand der Zeit“. Und beweist sich hier einmal mehr als Musiker, der hinhört, der versteht und dem es größtmöglicher innerer Antrieb zu sein scheint, mit seinen Liedern immer wieder mal Menschen ein akustisches Denkmal zu schaffen, an die sonst womöglich niemand mehr je dächte. Im aktuellen Song verarbeitet Schulz die Anfangstage seiner Zeit in Berlin. Vor 18 Jahren zog er in die Hauptstadt. Und um die Stadt und vor allem ihre Bewohner besser kennenzulernen, verbrachte er viele Stunden in einer Kneipe. In einer dieser Stunden erfuhr Olli von einem Stammgast, dass dieser schon mit seinem Vater hier getrunken hätte. Der Song überlässt es Eurer Fantasie, zu überlegen, was aus jenem Mann geworden sein mag. Dass nach all der langen Zeit aber noch musikalisch an ihn erinnert wird – das ist, wie so oft bei Olli Schulz, kleine Geste, ganz großes Gefühl und ganz einfach ganz wunderbar. Wie ich finde, ein sehr zu Herzen gehendes Lied, das gerade jetzt in der Weihnachtszeit eine besondere Wirkung erzielt.
Und damit MAZ ab für Olli Schulz und „Am Rand der Zeit“:
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